Die Handlung
Worum geht es in den meisten Shoujo? Ein Mädchen, zwei Typen, in egal welcher Konstellation und mit egal welchem Background. Entweder wollen beide das Mädchen und sie kann sich nicht entscheiden oder das Mädchen weiß, wen sie will und der andere drängt sich mehr oder weniger gewaltvoll dazwischen. Gewagte These? Wie wäre es mit Beispielen. (Achtung Wiederholungen sind gewollt.)
Miyako - Sie ist verliebt in ihren Grundschulfreund, schon immer und unaufhörlich, doch der ist mit ihrer Schwester zusammen. Als sie einen Schlüssel findet, um die Zeit zurückzudrehen, setzt sie alles daran, diese Beziehung zu verhindern und ihm ihre eigenen Gefühle zu gestehen. Doch der Schlüssel kam ihr nicht zugeflogen, sondern wurde ihr von einem anderen Mitschüler untergejubelt, der - oh Wunder - in sie verliebt ist und plötzlich weiß sie nicht mehr, wen sie eigentlich will.
Beast Boyfriend - Sie ist verliebt in ihren Grundschulfreund, schon immer und unaufhörlich, doch traut sich nicht ihm ihre Gefühle zu gestehen. Ihm dem Jungen der sie immer vor ihrem Mobber in Schutz genommen hat. Nach Jahren zieht sie wieder in die Stadt zurück, weil ihre Mutter neu heiratet und bekommt einen Stiefbruder. Ratet ruhig. Nein, nicht ihren Schwarm, sondern ihren Peiniger. Doch was passiert dann, oh nein, sie verliebt sich in ihn, weiß nicht mehr wen von beiden sie eigentlich will und die Jungs battlen sich auch noch um sie. Und beide wollen das Mädchen.
Ein Freund für Nanoka - Sie verliebt sich auf das erste Hören seiner Stimme in ihn, macht ihm ein Liebesgeständnis und ist vollkommen geflasht von ihren Gefühlen. Die beiden nähern sich einander an, doch dann, oh nein, kommt ihr gemeiner Exfreund ins Spiel und beginnt, aus mehr oder weniger selbstsüchtigen Gründen, um sie zu kämpfen. Und beide wollen das Mädchen.
Legend - Ein Fantasy Shoujo in dem sie als quasi Reinkarnation einer Auserwählten ins Mittelalter reist (nein ich spreche nicht von Inu Yasha) und dort einen Jungen trifft, mit dem sie ein Abenteuer bestreiten muss. Die beiden können sich auf den Tod nicht ausstehen und doch beginnt sie irgendwann Gefühle für ihn zu entwickeln. Auf ihrer Reise treffen sie nun einen zweiten Jungen, der um ihre Gunst buhlt. Warum? Beide sind beste Freunde, die in das selbe Mädchen verliebt sind. Das dessen Reinkarnation sie ist. Und beide wollen das Mädchen.
Inu Yasha - Wenn wir schon dabei sind. Mal abgesehen davon, dass Inu Yasha nicht von Kikyo loskommt, ist es doch so, dass er und Kagome ineinander verliebt sind. Sie würden es zwar nicht zugeben, aber es ist so. Und dann ist da Kouga, der Wolfsdämon der Kagome unbedingt für sich haben will und mit Inu Yasha um sie kämpft. Und beide wollen das Mädchen.
Diese Liste könnte man endlos fortführen, was jedoch wenig Sinn hätte. Worauf ich hinaus möchte ist, dass die grundlegende Handlung vieler Shoujo Werke sehr berechenbar ist. Allmählich sehe ich daher keinen Reiz mehr darin, neue Manga oder Anime anzufangen, da ich mir ohnehin denken kann, was passiert, wie es ausgeht und im schlimmsten Fall damit Recht behalte.
Der einzige Unterschied liegt in den Backgrounds. Manchmal ist es slice of life, manchmal Fantasy, manchmal in andere Genre integriert. Doch das Ergebnis bleibt das gleiche. Also ist ein KO Kriterium für die "Qualität" eines Shoujo Werkes in meinem Fall, in welchem sozialen Rahmen das Ganze sich bewegt. Den Fall Beast Boyfriend zum Beispiel finde ich interessant, weil die beiden sich anfangs hassen und daraus etwas vollkommen neues entsteht.
Natürlich ist das nicht die einzige Art Storyverlauf, die Shoujo zu bieten hat. Da wären natürlich noch der Streit zweier Mädchen, unter Umständen Freundinnen, um ein und denselben Jungen, sowie der rüpelhafte Draufgänger der die Protagonistin erst mies behandelt, doch dann seine weiche Seite zeigt. Dafür übrigens ist Beast Boyfriend ebenfalls ein gutes Beispiel, genauso wie Desire Climax - just in case jemand möchte da mal reinlesen. Doch der eben beschriebene Ablauf ist der, den ich am häufigsten beobachte und auch der der mir persönlich am meisten aufstößt.
Die Klischees
Etwas das mir oft auffällt, sind die Klischees, die in Shoujo bedient werden. Wenn ich mir das heute so ansehe, habe ich Bedenken, ob junge Mädchen oder Jungen davon nicht ein falsches Weltbild bekommen. Zwar habe ich das alles seiner Zeit auch gelesen und gut gefunden, doch fällt es mir im Nachhinein schwer zu beurteilen, wie stark es mich geprägt hat.
Darunter fallen Dinge wie das Aussehen. In vielen Shoujo wird sehr viel Wert auf das gesellschaftlich anerkannte gute Aussehen von Menschen gelegt, die dafür gewisse Normen einhalten müssen. Ein Mädchen darf nicht zu groß und dick/dünn sein (wie die Protagonistin in Mein verfluchter Bräutigam die sich selbst viel zu groß findet). Mädchen die so und so aussehen und sich so und so anziehen oder schminken, bekommen eher einen Typen ab. Dieses und jenes Verhalten ist nicht weiblich, also tu das nicht. Im Umkehrschluss funktioniert das aber auch. Die potenziellen Loveinterests sind fast immer groß, gut gebaut und entsprechen gewissen "Traumtyp Vorstellungen". Sie sind der Schwarm aller Mädchen und könnten jede abkriegen, interessieren sich aber ausgerechnet für die Mauerblümchen-Prota. (Gewisse Leute würden an dieser Stelle ganz laut Mary Sue schreien.) Entweder sind sie coole Badboys, die privat mit ihrer Angebeteten aber zum zahmen Welpen werden (I care for you ist dafür ein tolles Beispiel) oder aber sie sind die perfekt erzogenen Gentleman, die sich ja jedes Mädchen wünscht. So oder so erfüllen die Figuren oft Klischees und Geschlechterrollen die lange schon überholt sind.
Ich will nicht behaupten, dass diese Punkte auf alle Werke zutreffen, das ist sicherlich nicht der Fall. Doch mir sind so unglaublich viele untergekommen, die mindestens einen dieser Punkte bedienen, dass es anfängt mich zu stören und mir fast schon Sorgen mache.
Der persönliche Struggle
Kennt ihr das: Ihr habt aufgrund von Erzählungen, Büchern, Filmen oder anderem eine bestimmte Vorstellung von etwas und erwartet, dass es bei euch genauso oder zumindest ähnlich abläuft? Die Schulzeit, Freundschaften, das große Aufmupfen gegen Eltern, Lehrer oder Mobber. Man liest, sieht oder hört, wie das bei Bekannten beziehungsweise in fiktiven Werken abläuft - übersieht dabei jegliche Beschönigungen - und erhofft sich gleiches.
Dieses Problem habe ich selbst bei Shoujo festgestellt. Ihr habt sie sicher auch schon gelesen, diese leicht Fantasy angehauchten Shoujo Manga in denen der Loveinterest ein Dämon oder etwas anderes Myteriös-bedrohliches ist, aber trotz allem irgendwie liebenswert. Die Protagonistin kann ihn zu Beginn nicht ausstehen oder hat sogar Angst vor ihm, weil er entweder sehr grimmig ist oder aber aufgrund seines dämonischen Seins gefährlich wirkt. Im Laufe der Geschichte stellt er sich aber dann als liebenswerter junger Mann mit gewissen natürlichen Macken heraus, der auch noch richtig gut aussieht und - nein, wie kann das sein?! - ein Auge auf die Protagonistin geworfen hat.
Diese Geschichten bergen immer etwas abenteuerliches, Nervenkitzel, Spannung und einen Hauch des Verbotenen. Wenn man irgendwann den zehnten, den zwanstigsten solcher Manga durch hat, beginnt man das für bare Münze zu nehmen. Man erwartet oder erhofft sich zumindest einen ähnlichen Nervenkitzel von echten Menschen und echten Beziehungen. Doch in der Regel bleibt der aus und die Enttäuschung übermannt einen.
Das mag nun recht naiv klingen, doch gerade wenn man mit solchen Geschichten aufwächst und sie in allen Lebenslagen und in jedem Alter liest, neigt man vielleicht zu solchen Erwartungen. Mir jedenfalls geht es so und ich bin sicher, damit bin ich nicht die Einzige.
Sehr guter Beitrag, solche Texte mag ich auch sehr gerne! :D
AntwortenLöschenVielen Dank. Vielleicht wird es in der Art noch mehr geben.
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