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Der rote Regenschirm




Ich gehe den Berg hinauf, allein. Es ist Herbst. Kalt. Windig. Von den Bäumen am Wegesrand werden träge die, sich längst schon färbenden, Blätter herunter geweht. Von oben her kommt mir eine Frau entgegen. Eine Frau mit rotem Regenschirm. Zwar lässt der Himmelseit Stunden schon Regen vermuten, doch fällt kein einziger Tropfen.
Es sieht aus, als benütze sie den Schirm gegen den Schauer von fallendem Laub. Es ähnelt tatsächlich dem Anblick von Regen, oder fallendem Schnee.
Das Rot des Schirms dominiert die ganze Szenerie. Es ist zu rein und kräftig, um hineinzupassen. Es ist nicht zu vergleichen mit dem orange-braun der Blätter, nicht mit dem matten grau-braun der Straße und des Pflasters, nicht mit dem blassen rosa Mantel seiner Trägerin.
Auf meinen Ohren hallt der Text des Songs wieder: „Die Zigarettenasche fällt in den Aschenbecher, ich kenne Rap weiß Gott besser als meine Westentasche und alle Sätze passen, der Stift mein Taschenmesser mit dem ich Zeilen schnitze, wenn ich meinen Text verfasse.
Ein Lastwagen fährt an mir vorbei, biegt um die Kurve. Das Laub wird hinter ihm aufgewirbelt, wie die aufschäumende Gischt am Bug einen Schiffes. Es fliegt hinfort, fliegt ein paar Meter und landet wieder auf dem Asphalt. Die Reise eines Blattes, sie war kurz. Es wollte wohl die Welt erforschen, doch sein Soll war es, auf der Straße zu liegen. Der rote Regenschirm geht an dir vorüber, ich betrachte das fallende Laub, doch im Augenwinkel sehe ich diese unnatürliche Farbe vorbei ziehen. Was ist unser Soll?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, das erste, das ich tun werde, wenn ich Zuhause ankomme, ist diese Zeilen zu schreiben.
Der Schirm ist außer Sichtweite. Es beginnt zu regnen.


Der Auszug eines Songtextes stammt von Prinz Pi.
Jetzt neu: Das Let's Read für alle die zu faul zum Lesen sind oder einfach gerne zuhören. Sagt mir eure Meinung!


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