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Der Schatz des Vergangenen


Ein Text der einem selbst im aussichtslosen, verzweifelten Gefühlschaos etwas den Durchblick wieder geben könnte. Denn manchmal braucht man jemanden, der einem das Offensichtliche nocheinmal mit voller Härte vorhält, damit man es wirklich begreifen kann. Sagt doch mal bescheid, ob der Text denn bei euch geholfen hat.




Nun sitzt du hier. Du sitzt in diesem tristen Raum, der so völlig leer an Leben ist und du denkst. Denkst nach über Vergangenes, Gegenwärtiges und was wohl sein wird. Denn du bist verzweifelt. Weißt nicht so recht weiter, nichts mit dir anzufangen, nicht wohin mit deinen Gedanken. Das ist es, das allein: Gedanken, die in deinem Kopf herum schwirren und dir keine Pause gönnen. Und warum das Ganze? Weil du nicht loslassen kannst, es nicht willst. Weil du an den schönen Momenten hängst, an den Verstrichenen, aus Angst keine Neuen zu erleben. Du lebst im Damals, unfähig dich auf das Jetzt zu konzentrieren, es zu genießen. Und du schämst dich dafür, verachtest dich dafür. Für diese Unfähigkeit, die Angst. Für deine eigene Schwäche.

Da hast du nun einen Menschen gefunden, der dir ähnlich ist, der deine Einstellung teilt und dir noch dazu ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt, das du lange vermisst hast. Und du kannst es nicht wertschätzen, nicht so, wie es ihm gebührt. Denn du denkst an die Vergangenheit, die so perfekt schien. Du denkst an jemand anderen. Und du vergleichst die beiden miteinander. Du misst das Jetzt, das zwar farbenfroh und lebendig wirkt, mit dem strahlenden makellosen Früher. Du vergleichst Menschen, die dir heute beistehen, mit Menschen die dir einst die Welt bedeuteten. Du vergleichst Gefühle miteinander, Zustände, Blicke, sogar Gerüche. Und du stellst dir die ganze Zeit lang eine Frage: Warum? Warum tust du das?

Das Vergangene war wundervoll, schien perfekt, zumindest für den Moment und du hast sie genossen, diese Augenblicke. Sie haben dich geprägt und beeinflusst, positiv. Und dafür bist dankbar, auf ewig. Bist ihm dankbar, diesem Menschen der dir so viel Gutes gab. Dennoch musst du dir eingestehen: Das alles liegt hinter dir. Er ist fort, wollte dich nicht mehr. Es war für ihn nicht das selbe, wie für dich. Nicht so schillernd und fröhlich. Nicht so perfekt. Er ist dir überdrüssig geworden. Und es ist vorbei, eine Zeit lang schon. Doch es lebt weiter in deiner Erinnerung. Dort wo ihr euch niemals ändert, wo die Momente immer bleiben, so wie du sie empfunden hattest: wunderschön. Und dort sollten sie auch bleiben, in deiner Erinnerung. Dort wo sie dich nicht belasten, nicht so wie jetzt, dein Leben beeinträchtigen und deinen weiteren Gang blockieren. 

Deshalb fragst du dich: Warum kannst du das alles nicht einfach ruhen lassen? Warum musst du diese Momente, die nur zum Schein perfekt waren – dessen bist du dir mittlerweile bewusst – als Maßstab nehmen? Warum vergleichst du alles Augenblickliche mit ihnen? Nichts das heute ist, wird sein, wie es damals war, das weißt du. Es wird alles anders werden, besser, vielleicht schlechter, in jedem Fall aber anders. Du weißt das! Warum also willst du, dass alles genauso wird? Und warum kannst du nicht mit dem zufrieden sein, das du hast? Und was du hast ist offensichtlich nicht schlechter, als das was du hattest. Wieso sehnst du dich so sehr danach, abgeschlossenes unrecht fortzusetzen?

Enttäuscht musst du feststellen, dass du auf all diese Fragen keine Antwort hast, nicht eine einzige. Weil es wunderschön war. Weil du es zurück haben willst. Das wären deine Antworten. Doch sie zählen nichts. Sie sind keine Begründung, keine Entschuldigung, für dein Verhalten und das Verlangen in dir. Dir ist auch bewusst warum: Auch die Gegenwart wird wunderschön sein, wenn du ihr nur die Gelegenheit dazu gibst und du kannst nicht zurückhaben, was bereits fort ist. Doch obwohl dir das klar ist, willst du es nicht akzeptieren. Du willst diesen Menschen zurückhaben, der dich so unbeschreiblich glücklich gemacht hat. Wenngleich du genau weißt, dass er das nun nicht mehr tun würde, dass sich die Verhältnisse zwischen euch verändert haben und dass das nächste Kapitel in eurer Geschichte womöglich sogar zum Gegenteil des Ersten werden würde: schrecklich. 

Doch egal wie oft du all diese Szenarien durchgehst und egal wie oft du dir selbst eingestehst, dass das Vergangene keine Zukunft hat, du bist nicht in der Lage das zu akzeptieren. Und genau das musst du lernen. Lerne zu akzeptieren, das Damalige ruhen zu lassen, Lehren aus ihm zu ziehen, Gutes daraus mitzunehmen und mit diesem Schatz im Jetzt anzukommen. Jeden Tag sagst du dir das. Und eines Tages wirst du es schaffen. Eines Tages wirst du zufrieden und glücklich sein, mit dem was du hast, ohne es mit vermeidlicher Perfektion zu messen. Eines Tages wirst du losgelassen haben und dann wird die Erinnerung noch viel wertvoller sein. 





Kommentare

  1. Genau mein Leben..

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  2. Hast du auch solche Gefühle? Wieso kann man nicht loslassen? Glücklich sein mit dem hier und jetzt? Wieso ist es nicht möglich, wie in dem Film "Vergiss mein nicht", Teile aus der Vergangenheit aus dem Gedächtnis zu löschen? Würde vieles/alles erleichtern.

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    1. Ich bin grundsätzlich der Meinung, vergessen ist keine Option. Unsere Vergangenheit und dasd was wir erlebt haben, vorallem das Schlechte, prägt doch, wer wir sind. Würde man das löschen, wären wir niemand mehr bzw würde ein Teil von uns fehlen, da eine Wichtige Erfahrung abhanden gekommen ist.
      Man kann sehr wohl loslassen, es braucht nur seine Zeit. Für den einen mehr, für den anderen weniger. Jeder geht mit solchen Gefühlen anders um. Und ich denke damit ist es, wie mit so vielem auch: Wenn man etwas sucht oder zwanghaft versuc ht etwas loszuwerden, klappt es nicht, erst wenn man nicht mehr daran denkt und sich fallen lässt.

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