Ok, alles auf Null. Was ist Harvest Moon? Eine Spielereihe von Nintendo, die hauptsächlich erstmal eine Farmsimulation darstellt. Aus verschiedenen Gründen erbst du eine Farm oder bekommst diese geschenkt, kaufst sie, what ever, und fängst dort dann ein völlig neues Leben fernab der Stadt an. Also legst du dir im örtlichen Lädchen zahlreiche Samen zu und beginnst diese Jahreszeiten abhängig anzubauen und zu verkaufen, bis du dir Tiere leisten kannst und diese groß ziehst. Dann baust du dein Grundstück aus, baust neue Scheunen oder erweiterst dein mikriges Haus. Nebenbei knüpfst du Kontakte und Freundschaften mit den Dorfbewohnern, wobei du natürlich auch das Herz einer Dame gewinnen kannst - oder in den neueren Teil eines Herren, da beide Geschlechter spielbar sind.
Und hier geht's auch schon los. Ich muss gestehen, ich war schon immer ein riesiger Fan dieser Reihe. Als Kind habe ich auf einem Markt in Tschechien total billig eine defekte (man konnte nicht speichern) Version des damaligen GameBoy Advance Spiels Harvest Moon: Friends of Mineral Town bekommen und dieses blöde Spiel rauf und runter gesuchtet. Die Charaktere waren sehr liebevoll gestaltet und gezeichnet und es fiel nicht schwer, ein Mädchen zu finden, das man umwerben wollte - ja selbst als Kind schon. Mit der Zeit habe ich mir immer neuere Teile der Reihe zugelegt. Von den normalen, über Rune Factory, in dem man Zelda like Dungeons bewältigen muss, bis hin zu Home Town Story, das komplett neue Motorik aufweist. Ziemlich dämliche neue Motorik. Statt einer Farm hat man nun ein Geschäft, das man mit Waren bestücken und ausbauen kann, was ich noch irgendwie interessant fand. Es gibt jedoch kaum noch soziale Interaktion, kein schenken und somit auch keinen Sinn mehr in Geburtstagen und keine Dorffeste mehr. Womit wir auch wieder beim Punkt wären.
Auf der einen Seite machen diese Spiele wahnsinnigen Spaß und fesseln einen auf eine ganz abstruse Weise. Auf der anderen Seite aber sehe ich sie, je älter ich werde, aus einem ganz anderen Blickwinkel, einem logisch denkenderen. Das Freundschaften schließen und verlieben funktioniert über genau vier Tätigkeiten: Die Personen jeden Tag einmal ansprechen, ihnen jeden Tag ein Geschenk machen das sie mögen (es gibt natürlich unterschiedliche Vorlieben), ihnen ein Geburtstagsgeschenk machen und bei Dorffesten anwesend sein bzw. bei Wettkämpfen gewinnen (Kochwettbewerb, schönste Kuh/Schaf, Hühnerkampf). Macht man dabei etwas falsch, sinkt die Zuneigung. In Sachen Liebe gibt es die bereits erwähnten HerzEvents und dementsprechend auch Events des Rivalen, die man zu bestimmten Gegebenheiten (Tag, Uhrzeit ect) auslösen kann, wobei die Verliebtheit der Frau steigt oder sinkt. Jegliche andere Interaktion bleibt liegen. Die Charaktere sagen immer das gleiche. Und selbst in neueren Teilen, in denen man sogar Dates haben kann, gibt es kaum Zwischenmenschlichkeit. Dates sind kurzweilige Videosequenzen ohne eigene Interaktion oder Gespräche. Als ich das erste Date ausgemacht hatte, war ich erstmal überrascht, dass es das nun gibt und gleichzeitig etwas froh darüber. Als ich dann aber die lieblose Sequenz mitansehen musste, war ich enttäuscht. Danach hatte ich mich noch an Hometown Story herangewagt, bei dem ich aus unerfindlichen Gründen mehrere viele Spielstunden drauf habe, obwohl es mich überhaupt nicht überzeugt. Doch mittlerweile ist klar: Das ist nichts mehr für mich.
Aber warum stört mich alles das so? Vielleicht weil man mehr hätte rausholen können. Wenn man schon die Möglichkeit zur sozialen Bindung bietet, ist es doch nicht mehr schwer kleine Gespräche mit Ja-Nein-Fragen oder zwei Antwortmöglichkeiten einzubauen. Oder Dates mit ein paar Sätzen, die man um sich werfen kann, um die Zuneigung des Gegenübers selbst zu steuern, anstatt nur mit der Wahl des Treffpunktes.
Vielleicht stört es mich auch, weil diese Spiele als Kind einen gewissen Zauber für mich hatten. Ich hatte mich immer gefreut, wenn ich aus den Bergen eine Blume geholt und meinem Mädchen gebracht hatte, weil die Reaktionen auf etwas so einfaches, so schön sein konnten. Und die Zeichnungen vor allem zu Beginn einfach nur wunderschön waren. Weil jede Figur anders war in Verhalten und Vorlieben und weil es Spaß machte Gehege für die Tiere zu bauen und Samen zu streuen. Doch aufeinmal denke ich mir: Geschenke sind nicht alles, wer denkt sich so nen Blödsinn aus. Aufeinmal wirkt das alles oberflächlich auf mich. Und aufeinmal Sind auch die zahlreichen HerzEvents nichts spannendes mehr. Vielleicht sind auch einfach meine Ansprüche gestiegen.
Ich möchte Harvest Moon hier auf keinen Fall schlecht reden. Die alten GameBoy Teile spiele ich immer noch gern, ab und zu. Und wer sie nicht kennt, sollte sich davon nicht abschrecken lassen, sie mal anzuzocken, denn sie sind auf keinen Fall schlecht. Doch ich fürchte mit all den Neuerungen und Versuchen die Reihe besser zu machen, hat Capcom das genaue Gegenteil bewirkt. Der Zauber der Schlichtheit zu Beginn, ist in Möglichkeiten und erzwungen wirkender Story versunken. Was ich nach wie vor sehr schade finde.
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