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Zuhause im Krieg

Rezension/Review zum Manga Home Sweet Home (Tokyopop)

Man sagt immer so schön "beurteile ein Buch nicht nach seinem Umschlag". Eine schöne Metapher, die sich immer wieder auf Menschen und Gesellschaftsgruppen anwenden lässt. Doch auch wortwörtlich genommen, steckt viel Wahrheit hinter dieser Floskel. Ein schlichter eintöniger Einband mit zarten, fast unscheinbaren Lettern auf dem Buchrücken - wie man es von älteren Büchern kennt - muss nicht bedeuten, dass sein Inhalt uninteressant oder gar langweilig ist. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass die beeindruckendsten Cover, mit tollen Bildern, verschnörkelten oder auffälligen Schriftarten und fantasievollen Titeln, nicht zwangsläufig atemberaubende Geschichten beherbergen.
Das weiß ich. Und trotzdem gehöre ich zu den Menschen, die sich ihre Bücher, Manga und teilweise Anime nach Cover und Titel aussuchen. Frei nach dem Motto: "Ah der Einband sieht klasse aus, der Titel klingt vielversprechend, lass mal den Klappentext lesen", wandern Werke in mein Regal oder eben nicht. So auch Home Sweet Home, dessen Coverdesign mich in seinem schlichten Zeichenstil einfach umgehauen hat. Mit Kunst kann man mich eben doch ködern...

Japan befindet sich im Krieg. Und keiner weiß warum. Auf einer kleiner Insel vor der Küste bekommt man davon allerdings nur wenig mit. Das Leben geht weiter wie gehabt. Einzig der Verlust geliebter Menschen, die auf dem Festland Dienst leisten mussten und die Knappheit einiger Nahrungsmittel, sind deutlich spürbar. Bis zu dem Tag, da beschlossen wird, dass die Schulkinder der Insel in regelmäßigen Abständen Kriegstdienst ableisten sollen. Keiner weiß warum. Niemand kann sich dagegen wehren. Abgesehen von Miyako und Saku. Die beiden wurden ausgemustert und dürfen nicht in den Krieg ziehen. Und keiner weiß warum.

Review zum Manga Home Sweet Home


Yu, die Mangaka von Ame & Yuki, schafft es wunderbar, das Paranormale und Mysteriöse dieses Krieges - das auch in Band Zwei noch völlig ungeklärt ist - mit dem Alltagsleben und den alltäglichen Problemen der Insel zu vereinen. Auf der einen Seite zeigt sie das Leid der kämpfenden Truppe und die abnormalen Umstände auf dem Festland, jedes Mal dann, wenn eines der Kinder in den Krieg entsandt wird. Auf der anderen Seite aber zeigt sie, wie das Leben auf der Insel weiter geht. Die betroffene Klasse unterstützt sich gegenseitig nach Kräften, versucht den Auserwählten die Angst zu mindern, indem sie kleine Partys mit selbstgekochtem Essen schmeißt. Die Kinder empfangen die Heimkehrer mit herzlichem und echtem Schmerz, den man als Leser spüren kann. Das zwischenmenschliche Leben ist - bis Band 2, mehr ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienen - der Mittelpunkt der Geschichte. Yu fängt in kleinen Dingen, kleinen Momenten und kleinen Wünschen, große Emotionen ein und schafft es, den Leser an all dem teilhaben zu lassen. Man fühlt mit den Protagonisten und ihren Problemen und Leiden.

Die kleinen Details sind es auch, die diesen Manga für mich ganz besonders machen. Neben einer herzerwärmenden Geschichte mit spürbaren Charakteren, begeistert er mich, durch einen sehr schlichten aber dafür umso anmutenderen Zeichenstil. Es kommt selten vor, dass mir der Stil eines Mangaka so sehr gefällt, dass ich ihn am liebsten nachahmen möchte. Doch hier ist genau das der Fall. Außerdem hat sich die Zeichnerin hier die Mühe gemacht, Band für Band Miyakos Rezepte - sie kocht leidenschaftlich gern - skizzenhaft niederzuschreiben und den Leser so auch daran teilhaben zu lassen. Uns bringen einige davon leider nur wenig, weil sie gewisse Grundkenntnisse der japanischen Küche voraussetzen, wie zum Beispiel ein normales japanisches Curry oder eine gängige Misosuppe. Wenn man das allerdings beherrscht oder ein gutes Rezept dafür findet, hat es sicherlich seinen Reiz, die Gerichte aus dem Manga nachzukochen. Wenn nicht, dann sind auch ein paar Rezepte dabei, die keine Vorkenntnis verlangen und - zwar sehr oberflächlich aber - vollständig beschrieben sind.
Ob man das nun machen möchte oder sei völlig dahin gestellt. Doch allein die Tatsache, dass sich hier so viel Mühe gegeben und dem Werk so viel Hingebung gewidmet wurde, finde ich wahnsinnig sympathisch und beachten- und erwähnenswert. Review/Rezension zum Manga Home Sweet Home

Kommentare

  1. Den Manga hab ich gelesen,fand ihn auch ganz gut,aber das Bild auf der letzten Seite hat mich so erschreckt,dass ich den 3.Band wohl nicht lesen werde

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    1. Naja, Home Sweet Home hat nunmal ein Kriegssetting, auch wenn es vornehmlich um das Zwischenmenschliche geht. Da wird (leider) auch die Brutalität und Grausamkeit des Krieges thematisiert und dargestellt. Wenn dir das zu viel ist, ist es vielleicht (vorerst) auf solche Manga zu verzichten.

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    2. Ja da kann man nichts machen...das blöde ist nur immer,dass ich trotzdem wissen will wie es ausgeht

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    3. Die Entscheidung kann ich dir leider nicht abnehmen ^^' Ich werde ihn auf jeden Fall weiterlesen und kann gerne nochmal updaten, ob solche Bilder sich weiter durch den nächsten Band ziehen.

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    4. Das wäre sehr nett danke schön,ich werde mal abwarten bis ein paar Bände raus sind und dann vielleicht nochmal reinschauen.

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