Es gibt sie kaum: 90er Kinder die ohne Pokemon aufgewachsen sind - lasst mir diese Illusion, danke. Die meisten von uns und natürlich auch der älteren und nachfolgenden Generationen hatten und haben viel Spaß daran Ash auf seinen Abenteuern zu begleiten, vielmehr noch eigene zu erleben. Die niedlichen und ausgefallenen Taschenmonster haben es uns angetan. Spätestens seit PokemonGo weiß wohl jede bisher noch so desinteressierte Generation um dieses Phänomen bescheid - den Medien sei Dank.
Viele Titel die nach einem ähnlichen Prinzip vorgehen - fremdartige Wesen fangen, sich mit ihnen anfreunden und Kämpfe austragen -, werden sehr vorschnell mit dem Pokemon-Franchise verglichen. Ein großes Beispiel dafür war seiner Zeit Digimon. Lange dauerte es, bis Fans vollends akzeptieren konnten, dass diese Welt nur punktuelle Überschneidungen zum Pokemonuniversum hat. Und auch der Manga den ich heute vorstellen möchte, blieb davon nicht verschohnt. Zurecht? Lasst uns also ein wenig über Yo-Kai Watch sprechen.
Nathan Adams ist ein ganz normaler Junge - darauf besteht er sehr wehement, auch wenn wir Leser das bald ganz anders sehen werden. Er geht zu Schule wie jeder andere, kann nichts besonders gut oder auserordentlich schlecht, ist nicht übermäßig beliebt oder gar ohne Freunde. Er ist eben ganz normal. Bis er eines Tages einen Kaugummiautomaten findet und kurzerhand sein Glück versucht. Aus der Kugel jedoch erhält er nicht etwa Kaugummi oder einen Flummi, nein, daraus springt freudig quasselnd der Yokai Whisper hervor, der sich als Nathans neuer Butler zu erkennen gibt.
Von ihm bekommt der Junge auch eine sogenannte Yokai Watch, mit der er andere Yokai sehen kann, die den Menschen für gewöhnlich verborgen bleiben. Damit machen sich die beiden auf eine kleine Mission, so viele Yokai wie möglich zu finden und sich mit ihnen anzufreunden.
Die offensichtlichen Parallelen lassen einen tatsächlich schnell einen Vergleich zu Pokemon ziehen, doch wenn man sich mit den beiden Werken auch nur etwas genauer beschäftigt, stellt man schnell fest, dass das nur sehr oberflächlich betrachtet gilt. Angefangen damit, dass Nathan die Yokai nicht fängt und in Bällen einsperrt, sondern sich mit ihnen anfreundet und sie über die Watch jeder Zeit rufen kann.
Auch haben die Yokai im Gegensatz zu Pokemoin eine direkte und allgegenwärtige Auswirkung auf Menschen und deren Gesellschaft. Jeder von ihnen hat spezielle Fähigkeiten, die ihm mehr oder weniger auferlegt sind. So sorgt zum Beispiel Tristine - die mich optisch etwas an Sleima erinnert - bei allen in ihrer Umgebung für miese Stimmung und Streitereien. Ihr Gatte Frohland hingegen - ja Yokai haben selbst eine Art Gesellschaftsystem, zumindest scheinen sie zu heiraten - verbreitet überall gute Laune und Frohsinn.
Während Pokemon frei erfunden sind, befasst sich Yo-Kai Watch in einem sehr freien Rahmen mit dem Glauben der Japaner an Yokai (Dämonen), die jeder für sich für ein anderes Unheil verantwortlich gemacht werden. Wenn es jemandem schlecht geht, man Pech im Job oder Unglück in der Liebe hat, ist ein Yokai daran Schuld. Dieser (Aber)Glaube wird im Manga durch die verschiedenen Arten und Fähigkeiten der Yokai thematisiert.
Der Zeichenstil des Manga ist sehr eigenwillig. Betrachtet man das Cover und die ersten paar Seiten, vermutet man schnell eine eher kindliche Geschichte, die auch hauptsächlich ein junges Pubklikum anspricht. Figuren und Anatomie sind sehr schlicht gehalten, alles ist sehr rund, übertrieben groß und niedlich dargestellt.
Blättert man jedoch etwas weiter und betrachtet dabei die einzelnen Yokai Begegnungen wandelt sich dieses minimalistische und kindliche Bild. Freude und positive Situationen werden vom Zeichner sehr übertrieben und euphorisch dargestellt, fast schon ins Lächerliche gezogen. Und auch missliche Lagen sind sehr karrikaturesk und fast schon absurd, aber auch irgendwie abstoßend gezeichnet. Das und der recht eigenwillige Humor machen den Manga somit auch für ältere Leser sehr interessant.
Die Geschichte selbst ist nicht sonderlich innovativ, was den Verlauf anbelangt und Nathan als hilfsbereiter und tolleranter junger Protagonist mit leichten altersbedingten Charakterschwächen keine Seltenheit. Doch die Handlung wird in einem angenehmen Tempo vorangetrieben, lässt genug Raum für Details und schreitet dennoch schnell genug vorwärts, um keine langatmigen Durststrecken zu verursachen.
Gerade die verschiedenen Yokai die man während des ganz normalen Alltagswahnsinns so trifft und die Nathan immer wieder zur Seite stehen, schließt man schnell ins Herz. Während menschliche Charaktere vom Wesen her recht schlicht gehalten sind, steigern sich die Charaktereigenschaften und Motivationen der Yokai ins Unermessliche und nehmen sich dabei selbst nicht immer ganz ernst.
An Yo-Kai Watch bin ich mit einer Erwartung eines putzigen Manga für junge Leser herangegangen und wurde wirklich überrascht. Gerade der Humor in Form von Dialogen und Zeichenstil und das angenehme Erzähltempo machen die Geschichte auch für anspruchsvollere Leser greifbar. Die unterschiedlichen Charaktere bringen genug Abwechslung und Überraschung in die Sache, um tatsächlich Spannung und ein Bedürfnis des Weiterlesens zu erzeugen.
Hi.Ich hab mich schon gesorgt...Ja, Yokai Watch also:Ich hab den Anime ein bisschen geguckt, hab über den Anime nachgedacht, bei der Thematik könnten das aber gut +20 Bände werden und ich lese schon verdammt viel und geldmäßig muss ich auch verwalten.Wie ist denn deine Meinung?Hat der Manga Potenzial auch nach 5 oder gar 10 Bänden nicht langweilig zu werden?
AntwortenLöschenIch schätze deine Meinung und würde es vielleicht doch mal versuchen, wenn du der Meinung bist, dass es doch recht lustig oder spannend oder was weiß ich bleibt.
Sich sorgen macht graue Haare, lass das lieber :D
LöschenSpaß beiseite. Wenn du ohnehin schon wenig Budget für Manga übrig hast, weil du viel anderes aktiv liest, würde ich mir Yo-Kai Watch vielleicht noch mal überlegen. Ich werde selbst zwar vorerst weiterlesen, aber ich habe auch die Befürchtung, dass die Geschichte schnell träge und trocken wird und vieles in Muster verfällt. Keine Ahnung ob das tatsächlich passiert, aber vom ersten Lesegefühl befürchte ich, dass die Handlung sich nach ein paar Bänden festfahren könnte und nur noch von der Komik lebt.
Dass du meine Meinung so sehr schätzt, freut mich übrigens riesig. Danke!
Kein Problem...ja, der Anime war in Ordnung aber es ist halt doch ein bestimmtes Muster.
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