Hach, Mirai Nikki, du Perle der Grausamkeit. Von "notice me, Senpai" ist Yuno ganz ganz weit entfernt, denn als typische Yandere verschafft sie sich die Aufmerksamkeit ihres Angebeteten auf sehr individuelle Art. Mit dieser ist sie an einem manischen "love me, Senpai!" deutlich näher dran.
Kleiner Crashkurs für Neulinge: Was ist eine Yandere? Das Wort Yandere ist eine Bezeichnung der japanischen Popkultur für (meist weibliche) Figuren, die aus (unerwiderter) Liebe heraus gewalttätig werden, um ihren Schwarm somit für sich zu gewinnen. Oftmals neigen Yanderes dazu ihre Rivalen und jeden der ihrem Liebsten zu nahe kommt oder schaden will zu ermorden.
Im Falle Gasai Yuno entwickelt sich diese psychotische Eigenart zu einem Extremum. Denn in dieser Geschichte steht der Gott über Zeit und Raum dem Tode nahe und sucht einen würdigen Nachfolger. Zu diesem Zweck hat er zwölf Menschen auserkoren, die sich in einer Art Death Game beweisen sollen. Es kann nur einer siegen. Es kann nur einer Gott werden. Es kann nur einer überleben.
Unglücklicher Weise ist der sensible Yukiteru einer der Träger eines Zukunftstagebuchs, also einer derer die ungefragter Weise an diesem grausamen Spiel teilnehmen müssen. Ebenso unglücklicher Weise ist selbiger der Angebetete unserer liebsten Yuno, die nun natürlich um jeden Preis verhindern möchte, dass ein anderer Tagesbuchträger ihm Schaden zufügt, geschweige denn Gott werden kann. Das kann nur eines bedeuten: Menschen müssen bluten.
Mirai Nikki spinnt eine interessante und äußerst spannende Geschichte um das ungleiche Paar Gasai Yuno und Amano Yukiteru, kann dabei jedoch nicht verschleiern, dass diese eigentlich eher Nebensache ist - um nicht zu sagen lediglich der Schauplatz für Yunos Liebe. Anfangs führt uns die Handlung an das Sterben des Gottes Deus heran und sein Spiel, das einen Nachfolger hervorbringen soll. Wir fiebern mit, was für Menschen im Besitz eines zukunftsweisenden Tagebuchs sind, was für Geschichten hinter diesen stehen und wie sie ihr Ziel zu überleben und Gott zu werden umsetzen wollen.
Dabei werden uns die unterschiedlichsten Charaktere präsentiert. Von der Terroristin, über den Grundschüler bis hin zur Heimleiterin aus der Nachbarschaft. Die Spieler sind grundverschieden, haben unterschiedliche Beweggründe, Ziele und vorallem sehr individuelle Tagebücher, basierend auf denen, die sie bereits seit langer Zeit zu führen pflegten.
So hat zum Beispiel Yukiteru, der sein Leben lang das Geschehen um sich herum beobachtete, nun Zugriff auf die Zukunft seines unmittelbaren Umfelds. Yuno, die seit längerem in ihren Yukki verliebt ist, hingegen kann jeden einzelnen Schritt ihres Liebsten voraussehen. Die Terroristin Minene Uryo, die als erste Gegenspielerin vorgestellt wird, kann dagegen stets den besten Fluchtweg aus einer Situation einsehen.
Von Kapitel zu Kapitel werden die Figuren interessanter und die Kämpfe ums nackte Überleben spannender. Doch gleichzeitig begreifen wir mit jedem Kapitel mehr, dass dieses ganze Spektakel eigentlich nur Kulisse ist, ein Bühnebild für eine viel bedeutsamere Geschichte: Yunos unerwiderte Liebe.
Die Arme versucht verzweifelt Yukiteru ihre Liebe zu zeigen, sie ihm begreiflich zu machen. Sie beschützt ihn vor jedem Übel und mordet bereitwillig, um das Böse von ihm abzuwenden. Sie entführt ihn, um ihn von seinen Feinden fernzuhalten und gemeinsame Zweisamkeit für die beiden zu schaffen. Sie kocht sogar für ihn und bricht in sein Haus ein, um zu putzen bevor seine Mutter nach Hause kommt. Alles nur für Yukki. Er muss doch sehen, wie sehr sie ihn liebt! Er muss diese Gefühle doch auch für sie entdecken können!
Während wir also das Geschehen des Spiels der Tagebuchträger verfolgen, verfolgen wir gleichzeitig die Entwicklung dieser absurd und völlig ungesund wirkenden Beziehung zweier Mittelschüler. Und diese Beziehung macht sehr viele Unstimmigkeiten durch, Hochs und Tiefs, Verständnis und Fürsorge, Hass und Verzweiflung, Angst, Liebe. Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die sich mitten in einem Massaker abspielt.
Wer es sich bis hierhin noch nicht denken konnte: Mirai Nikki ist vom Verlag ab 16 Jahren empfohlen, was absolut gerechtfertigt ist. Wer etwas zarter besaitet ist, sollte sich bewusst sein, dass dieser Manga zwar eine wendungsreiche und sehr ergiebige Geschichte und viele facettenreiche Charaktere birgt, jedoch auch viel Gewalt, sowie einen regen Umgang mit psychischen Krankheiten beziehungsweise traumatischen Erlebnissen.
Ich finde das Werk absolut empfehlenswert, wenngleich ich zugeben muss, dass ich vom Ende ein klein wenig enttäuscht war. Vielleicht aber auch einfach deswegen, weil man das Aufgreifen der Thematik wie es in diesem Ende der Fall ist, mittlerweile schon zu oft gesehen hat. Dafür kam es für mich sehr überraschend und alles andere als vorhersehbar. Mirai Nikki mag vielleicht nicht perfekt sein, doch in jedem Fall lesenswert.
Anhang: Wer sich mit dem Thema Yandere noch etwas mehr beschäftigen möchte, gerne Videospiele spielt und einen wahnsinnig engagierten und sympathischen Indie-Entwickler unterstützen möchte, sollte sich unbedingt den Yandere Simulator vom YandereDev ansehen! Richtig gutes Spiel, das uns vom Entwickler während seiner Entstehungsphase bereits zur Verfügung gestellt wird.
Ich kenne Mirai Nikki und freue mich, deine Meinung dazuzuhören. Als ich es gelesen habe, muss ich gestehen, war ich glaube ich erst 11 oder so, kannte es von meiner großen Schwester, die den Anime geschaut hat.
AntwortenLöschenYandere Simulator kenne ich auch.^^
Und ja, eine gute Review, die mir insgesamt nochmal einen anderen Eindruck vermittelt hat.
Liebe Grüße.
Den Anime habe ich tatsächlich nie zu Ende gesehen :'D dafür fand ich den Manga umso besser.
LöschenFreut mich, dass dir meine Review gefallen hat und neue Eindrücke vermitteln konnte!