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Hinter den Toren Asgards

Rezension/Review zum Buch: Die Götter von Asgard - Liza Grimm (Knaur)
 
Es ist schon seltsam, wie die eigene Faulheit selbst solch ungeahnte Ausmaße annehmen kann, dass man sich nicht ein mal mehr zu seinen eigenen Hobbys aufraffen will. Wie viele Bücher stehen ungelesen in meinem Regal und das seit Jahren. Doch als Die Götter von Asgard das Licht der Welt erblickte, nahm ich mir vor, meiner Leseflaute ein Ende zu setzen und endlich wieder einen Roman nicht nur anzufangen sondern auch auszulesen. Denn was gibt es Schöneres, als junge deutsche Autoren und Künstler - in diesem Fall die überaus sympathische Liza Grimm - zu unterstützen und damit noch seinen inneren Schweinehund zu bekämpfen.

Ray hat endgültig genug vom Leben. Bereits der zweite Studiengang und schon wieder hat sie eine wichtige Prüfung versemmelt, obwohl sie extra dafür nach München zog. Doch nicht nur das. Auch die Worte ihrer ach so perfekten Schwester und enttäuschten Eltern verfolgen sie. Dabei will sie doch eigentlich nur eines: Singen.
Sie fasst einen Entschluss, fortzugehen. Jedoch nicht alleine und eigentlich auch gar nicht so recht freiwillig. Denn Kara, die plötzlich in ihrem Leben auftaucht und alles auf den Kopf stellt, überzeugt sie kurzer Hand nach Berlin zu gehen, dort ihren Traum vom Singen zu leben und einfach komplett neu anzufangen.
Dass Kara jedoch keine gewöhnliche junge Frau ist und ihr Auftauchen alles andere als zufällig, begreift Ray erst, als sie sich mitten in Asgard wiederfindet, von Göttern verfolgt, mit einer Prophezeiung beauftragt.

Rezension/Review zum Buch: Die Götter von Asgard - Liza Grimm (Knaur)

Die Götter von Asgard hat mich einerseits sehr positiv überrascht, da es mit vielen alten verkrusteten Mustern der Young-Adult-Literatur bricht, andererseits jedoch hat auch dieses Werk seine Schwächen. Das ist gar nicht schlimm, im Gegenteil nur menschlich. Dennoch möchte ich ein wenig darüber sprechen, wie ich gewisse Aspekte empfunden habe.

Angefangen mit den Charakteren, lässt sich erst einmal sagen, dass jeder Hauptcharakter seine ganz eigenen Verhaltenmuster hat und nicht wirkt, wie eine Mary Sue von der Stange. Etwas das mir sehr wichtig ist. Auch eine gewisse Entwicklung über die Erzählung hinweg ist erkennbar, besonders bei Ray. Diese wird aus einem ganz gewöhnlichen Alltag voller alltäglicher Probleme gerissen und vor die Tatsache gestellt, dass Götter nicht nur existieren sondern auch noch hinter ihr her sind, weil sie eine Heldin sein soll. Eine Tatsache die Ray nicht ohne weiteres hinnimmt und sich auch später Gefahren nicht einfach furchtlos stellt, sondern - wie es nur natürlich wäre - Angst verspürt und verzweifelt. Erst ihr Wille der Welt, oder vielmehr sich selbst, zu zeigen, dass sie keine Versagerin ist, die immer die Hilfe anderer benötigt, lässt sie ungeahnte Schritte gehen.
Wünschenswerter Weise wäre Ray damit eine Figur, mit der man sich identifizieren möchte, eine Figur die nahe an der Realität steht und für viele Leute nachvollziehbar ist. Für mich jedoch war das nicht der Fall. Ich kann nicht sagen, ob es an dem gängigen Konkurrenzbild des perfekten Geschwisterkindes liegt oder ihrer Neigung in den unmöglichsten Situation überschwängliches Selbstbewusstsein zu entwickeln und nach außen zu tragen. Dennoch habe ich gerne miterlebt, wie Ray über sich hinaus wächst und eigene Ängste und Zweifel bekämpft.

Auch die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Figuren, die ich hier nicht näher ausführen möchte, erscheint mir etwas rasch, wenn man bedenkt, dass die Geschichte einen Zeitraum von vielleicht zwei Wochen abdeckt.

Rezension/Review zum Buch: Die Götter von Asgard - Liza Grimm (Knaur)

Ein Punkt der mir etwas nachhängt, ist die Prophezeiung der Nornen, die den gesamten Plot trägt. Man muss das Buch nicht gelesen haben, um sich denken zu können, dass sich Ray mit einer Truppe Freunde auf den Weg macht, diese zu erfüllen, dass sie Hilfe und Wegweiser hat. Mir stellt sich dabei unweigerlich die Frage - und diese kommt in jeder Prophezeiungsgeschichte auf -, wie Ray das alles bewerkstelligen sollte, wenn Kara niemals zu ihr gegangen wäre. Ohne diesen Umstand, hätte sie niemals erfahren, dass Götter existieren, dass sie eine Bestimmung hat, geschweige denn wie diese aussieht.
Immer kommt jemand in dieser Art Geschichten, der von der Aufgabe weiß und führt den Auserwählten an diese heran. Ist es dann noch eine Prophezeiung oder eine Heldentat, wenn die Person quasi gezwungen wird, etwas zu tun, das aus ihrem eigenen Leben, Alltag und ihrer eigenen Entscheidung heraus niemals passiert wäre, allein schon weil Wissen und Möglichkeiten fehlen?

Viele der Vorgehensweisen der Hauptcharaktere aber auch der Gegenspieler erscheinen mir aus logischer Sicht wenig nachvollziehbar, sogar teilweise unlogisch. Würde man sein größtes Geheimnis einfach im Gespräch verraten? Würde man einem Feind wissentlich den Rücken zuwenden? Würde man unbedacht und Hals über Kopf in die Reihen der Feinde rennen, sich finden und festnehmen lassen?

Rezension/Review zum Buch: Die Götter von Asgard - Liza Grimm (Knaur)

Ich will die Geschichte hier jedoch nicht zerreißen und ausweiden, allein weil es unangemessen wäre. Grundlegend ist Die Götter von Asgard ein solides und spannendes Buch, mit interessanten Figuren und einer schönen Handlungskurve. Es hat Stärken und Schwächen, wie jedes Werk. Einige Szenen haben mich etwas müde aufseufzen lassen, andere wiederum konnten mich positiv überraschen. Eine gesunde Mischung aus beidem sorgt im Endeffekt dafür, dass die Geschichte unterschiedliche Geschmäcker ansprechen kann, sowie sie im Allgemeinen für allerlei Fans von Fantasy oder nordischer Mythologie interessant sein dürfte. Tatsächlich konnten die Figuren, die unterschiedlichen Mythenwesen und vorallem einige subtil einfließende Hintergrundinformationen aus der Mythologie meine Faszination für die Götter des Nordens generell wecken. Wenn das keine Leistung ist, weiß ich auch nicht.

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