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Mietsuchend in München
Ein Abenteuer

U-Bahn Sperrengeschoss Sendlinger Tor - München die großbaustelle

Die ist das so mit dem Umziehen? Anfang August habe ich meine erste eigene Wohnung gefunden und bin mehr als glücklich darüber. Doch der Weg dahin war steinig und hart, erforderte viele Nerven, viele Tränen, Verzweiflung und vor allem eins: Geduld.

Was für eine verklärt-romantische Vorstellung: Die erste eigene Wohnung. Weg von Zuhause, weg von Eltern, Geschwistern und Familie, Ruhe, Privatssphäre, Unabhängigkeit. Zum ersten Mal wirklich auf eigenen Beinen stehen. Manche erleben es mit 17, andere erst mit 30. Die Gründe sind unterschiedlich.
Mit 23 bin ich nun also endlich ausgezogen. Warum ich so lang blieb? Gegenfrage: Warum nicht? Ich verstehe mich gut mit meiner Mutter, fühle mich wohl in der Wohnung, habe massig Platz und es spart Kosten, ganz zu schweigen davon, dass wir beide nicht so allein sind. Der Grund der mich dennoch aus dem Nest trieb, ist simpel. Ich hatte in meiner Heimatstadt - abgesehen von meiner Mutter natürlich - nichts das mich hielt. Keine anderen Verwandten, keine Freunde, keine Vereine oder Hobbys, keine Arbeit. Beruflich fahre ich bereits seit Jahren nach München. Auch mein Freundeskreis lebt in der Großstadt. Die Entscheidung fiel also schnell. Nur die Umsetzung ließ auf sich warten.

Der Wunsch nach München zu ziehen, kam bereits während meiner Ausbildung vor vier Jahren. Damals hatte ich beschlossen, nach Beendigung umzusiedeln und habe dementsprechend auch einen Job in der Hauptstadt Bayerns angenommen. Doch so einfach wie ich mir das erhofft hatte, war es nicht. Zwei Jahre bin ich nun gependelt, 50-90 Minuten hin und dann wieder zurück. Gerne auch mal länger, was in 100% der Fälle den öffentlichen Verkehrsmitteln geschuldet war. Eine Oberleitungsstörung hier, ein Fahrzeugdefekt da, eine Verspätung vor der Arbeit - was übrigens meinen stundenweise bezahlten Lohn minderte, danke Deutsche Bahn! -, ein Zugausfall nach der Arbeit. Gerne wurde auch mal meine gesamte Strecke gesperrt, sodass die Züge nur auf Umwegen und mit immensen Verspätungen fahren konnten - so wie dieses Jahr die Sommerferien über. Schnell wurden aus einer Strecke von einfach 50 Minuten gerne Mal drei bis fünf Stunden am Tag oder gar ein "Hey, kann ich bei dir pennen, mein Zug fährt nicht mehr". Der Wunsch einer eigenen Wohnung wurde immer größer.



Wie läuft das eigentlich

Zwei Jahre habe ich gesucht, davon etwas über ein Jahr aktiv, um nicht zu sagen exzessiv. Wer München kennt, der weiß wie es hier zugehen kann. Die Stadt ist voll, die Menschen sind gestresst und laufen mit Tunnelblick durchs Leben - nicht alle natürlich. Ähnlich läuft auch die Wohnungssuche. Diese Stadt muss irgendetwas an sich haben, das ich nicht erkenne, denn gefühlt die ganze Welt scheint hier wohnen zu wollen. Versteht mich nicht falsch, ich mag München und wohne gerne hier. Allerdings nicht weil die Stadt so wunderschön ist, Highlife zu bieten hat oder durch super Konditionen glänzt, sondern weil sie Heimat für mich bedeutet.

Fontäne am Sendlinger Tor
So kommt es im Umkehrschluss dazu, dass der Wohnungsmarkt maßlos übersättigt ist. Auf ein Wohnungsinserat kommen 50-500 Bewerber.
Für alle die Zahlen, Daten, Fakten und vor allem Quellen wollen, hier ein kurzer Background zu meinen Behauptungen: Ich habe hauptsächlich über ImmobilienScout gesucht, dabei aber generell alle Onlineportale genutzt, die ich finden konnte (Immonet, Immowelt, ivd, immoblio, ect, (online) Zeitungsinserate und sogar ebay Kleinanzeigen), später Institutionen, Hausverwaltungen und Makler direkt kontaktiert. Dass Inserate teilweise nur 15 Minuten online sind, weiß ich da ich per Mail über jedes neue Inserat informiert wurde und zusätzlich alle Seiten mindestens fünf Mal täglich eigenständig gecheckt habe.
Auf offenen oder besser gesagt Massenbesichtigungen wartet man gut und gerne Stunden, bis man die Wohnung für wenige Minuten von innen sieht. Bereits bevor der Makler vor Ort ist, stapeln sich die Massen vor der Tür. Bei Einzelbesichtigungen habe ich mich grundsätzlich mit den Vormietern, Vermietern und Maklern über die Situation und den betriebenen Aufwand unterhalten, aus reiner Neugierde.

Jeder möchte nach München, doch der Platz ist begrenzt. Wenn man nicht innerhalb kürzester Zeit eine Anfrage auf ein Wohnungsinserat stellt, wird diese unter Umständen ungelesen wieder gelöscht, weil bereits zu viele Bewerber vor einem kamen und das Pensum an Besichtigungsterminen aufgebraucht ist. Das bedeutet nichts anderes als Absagen, Absagen, Absagen. Mein Postfach wäre geplatzt vor Absagen, wäre es nicht digital.
Doch auch andere Gründe führen zu begrenztem Platz in der Stadt. Große Wohnungen werden von Familien mit Kindern bezogen, die werden erwachsen und ziehen aus, die Eltern bleiben zu zweit in einer vier-Zimmer-Wohnung (was bei Sozialwohnungen/sozial geförderten Wohnung wie aus dem München Modell oft vorkommt). Andere Wohnungen stehen leer, werden nicht genutzt, weil der Eigentümer keinen Aufwand betreiben möchte, die Stadt keine Mittel hat oder andere absurde Umstände herrschen. Wieder andere Wohnungen werden als kommerzielle Fläche genutzt. Wie viele Inserate habe ich gefunden, die unter "Mietwohnung" stehen und im Endeffekt nichts anderes sind, als Luxuswohnungen zur Tagesmiete für Geschäftsleute und generell Reiche - zumindest den Preisen nach. Oder aber sie werden in Ladenfläche umfunktioniert. Auch das kommt vor.


Dann gäbe es da noch sozial- und staatlich geförderten Mietraum. Wer kein Geld und keine Mittel hat, lässt sich von der Stadt helfen. Man könnte eine Sozialwohnung beantragen oder aber, so wie ich, einen Antrag für das München Modell stellen. Das München Modell ist ein Projekt unter dem Baugrund oder Hauskomplexe von staatlichen Organisationen, Genossenschaften oder unter Umständen Privatleuten (günstig) erworben werden um dort ebenfalls günstigen Mietraum zu schaffen. Dieser ist wiederum gedacht für Personen mit geringem Einkommen.
Erfüllt man die Vorrausetzung, mindestens fünf Jahre in München zu wohnen und ein maximales Jahreseinkommen nicht zu übersteigen, kann man diese Wohnungen dann in seine Suche mit aufnehmen. Wer lediglich im münchner Einzugsgebiet wohnt, kann diesen Antrag ebenfalls stellen, hat dann allerdings vermindertes Anrecht. Und genau so hat das Ganze für mich auch funktioniert. Nämlich gar nicht. Es gab kaum Wohnungen auf die ich Anrecht hatte (maximal zwei Zimmer) und die ich mir hätte leisten können (maximal 550€ warm) und die, die es gab durfte ich nicht einmal besichtigen. Wahrscheinlich weil ich die 40% Regel nicht erfülle (maximal 40% des Nettoeinkommens sollten für Miete draufgehen, was bei mir etwa 360€ entspricht). Da hast du eine Förderung für Geringsverdiener, die GERINGverdiener nicht fördert. Bravo.



Geld, Geld, Geld, Geld, Geld

In den Ohren vieler ein sehr schönes Wort: Geld. Besonders einige Immobilieninhaber machen zumindest den Eindruck. Eine Wohnung kostet. Der Eigentümer aka Vermieter möchte mit einer Immobilie natürlich keine Miese machen, was absolut nachvollziehbar ist. Doch manch einer mag in dieser lebensnotwendigen und essenziellen Ressource "Wohnraum" hauptsächlich eine Kapitalanlage und somit hoffentlich schnelles und aufwandsarmes Einkommen sehen. Dementsprechend wird Wohnraum immer teurer, denn zusätzlich steigt auch der Kostenaufwand. Was kostet aber wohnen und mieten speziell in München?

Die Hauptstadt Bayerns ist eine Studentenstadt, eine Industriestadt und hat viele Kulturgüter. Universitäten, Akademien und Hochschulen haben wir zu Hauf, Leute die dafür herziehen auch. Studentenwohnheime sind gerne überfüllt, Einzimmerwohnungen überteuert und von WGs müssen wir nicht erst anfangen.
Appartements zu 18-25qm in einem Studentenwohnheim, die man natürlich nur mit Immatrikulation bekommt, gehen für knapp 600€. Dass das dann kein Leben, kein Wohnen, sondern nur zweckmäßiges Existieren ist, steht außer Frage. Zusätzlich dazu gibt es übrigens auch private Luxus-Studentenwohnheime, für den Studierenden von Geld, äh Welt. Oder aber jene aus geldigen Verhältnissen, die sich das leisten können oder denen es geleistet wird.

Fontäne am Sendlinger Tor

Doch Wohngemeinschaften sind nur selten eine gute Alternative. Neben den üblichen Kompromissen und Risiken die man in WGs eingeht - ich wurde von einer Mädchen WG mal zur Wildpinkel-Party eingeladen, weil wenn ich das nicht mitmache, darf ich auch nicht einziehen -, spielen auch hier die Kosten eine immense Rolle. Ich weiß nicht, ob Grundsteuern in München so hoch sind oder einige Vermieter tatsächlich WG-Mitglieder ausnehmen, aber das Wohnen mit Fremden ist teuer. Auch hier gehen gut und gerne 500€-700€ für ein 12-25qm Zimmer drauf. Für ein möbliertes (die Möbel hätten nicht entfernt werden dürfen und waren absolut nicht zweckmäßig) 18qm Zimmer in einer 4er-WG hätte ich 600€ zahlen sollen und ein Nettoeinkommen von 1800€ nachweisen müssen. Welcher Student hat 1800€ Netto an eigenem Einkommen? Generell: Wer mit einem Einkommen von 1800€ zieht freiwillig in eine WG mit so kleinem Zimmer? Ganz zu schweigen von der Hochrechnung: 600€ a vier Bewohner, wenn nicht sogar mehr, sollte der Mietpreis auf den Quadratmeter gerechnet worden sein, denn dieses Zimmer war angeblich eines der kleineren; Diese Wohnung hätte 2400€ kosten müssen oder aber gut Umsatz erwirtschaften. (Größere Wohnungen mit mehr Räumen kosten auf dem Quadratmeter gerechnet in der Regel weniger als Einzimmer-Wohnungen.) Nur als Beispiel:

Einzimmerwohnungen auf dem freien Markt hingegen schwanken zwischen 10qm Dachbodenzimmer ohne Küche und Bad und 40qm Wohnung mit Balkon und separater Küche. Wer jetzt stutzt: Ich habe vieles gesehen, sowohl auf der Suche als auch bei Besichtigungen. Das wohl härteste, dafür aber auch günstigste Angebot mit knapp 260€, war eine Substandart-Wohnung, das heißt kein Bad im gesamten Wohnhaus, lediglich eine Toilette war in der Wohnung vorhanden. Das Haus war aus den 40ern wo es wohl noch üblich war, öffentliche Badehäuser aufzusuchen und wurde einfach nie renoviert. Aber auch ein Dachboden der in drei Wohnungen verwandelt wurde, die mittels einer Pressspanwand separiert wurden. Ein zur Wohnung umfunktionierter Keller mit Küchenzeile und Bad im Wohnraum. Ein eigenes, nicht abschließbares Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses ohne Waschmöglichkeit und mit zwei Kindern die womöglich vielleicht in dein Zimmer kommen, weil nicht absperrbar. Aber natürlich auch schöne große Räume mit Balkon und toller Küche. Solche Späße - ironisch wie gutmütig - kosten dann zwischen 500€-1200€ kalt, Nebenkosten in der Regel mit ca 100€ angesetzt. Wobei 500€ sehr großzügig und noch eher selten sind.

Wir sprechen hier übrigens von Wohnraum sowohl im Herzen der Stadt als auch Gebieten in denen Fahrtzeiten mit Öffentlichen bis zu einer Stunde, wegen schlechter Anbindung oder häufigem Umsteigen, und Fahrtkosten zu gut 80€ im Monat nötig sind. Die Mietpreise sind hierbei relativ ortsunabhängig, so kam es mir zumindest vor.



Devil in the Detail

Nach langer Suche habe ich dann endlich das Ende meiner Odyssee erreicht und den Mietvertrag meiner ersten eigenen Wohnung unterschrieben. Für alle die sich fragen "how the bloody hell?!", habe ich nur ein Wort: Glück. Diese eine Antwort die ich viel zu oft bekommen hatte und absolut nicht mehr hören kann. "Hey, deine Wohnung ist echt schön und sogar relativ günstig. Wie bist du da ran gekommen?" - "Glück." Wie es mir zum Hals raus hing. Aber einen anderen Weg in München Fuß zu fassen habe ich leider nicht kennengelernt.

Meine Wohnung war über eine relativ kleine Immobilienseite inseriert. Nachdem ich meine Anfrage gesendet hatte, dauerte es vielleicht eine Stunde bis sie wieder offline war. Innerhalb einer Nacht hatte ich eine Mail, zwei Tage später die Besichtigung und am nächsten Morgen mein "Ja". Dann galt es nur noch einen Termin für die Unterschrift zu finden.
Warum das Ganze in gerade mal etwa vier Tagen ablief, ist einfach. Die Vormieterin hatte noch einen Monat Kündigungsfrist, wollte aber früher raus, weswegen von Seiten der Hausverwaltung kurzfristig ein Nachmieter gesucht wurde. Zur Besichtigung erschien neben mir nur eine weitere Person. Der Hausverwalter belaberte mich dabei gut eine Stunde und offenbarte mir dann, dass er eigentlich auf weitere Personen wartete. Die erschienen aber nie. Die Auswahl war also recht gering. Und da der Monat fast rum war, musste alles auch noch sehr schnell ablaufen. Zack, Wohnung.


Doch alles hat einen Haken. In meinem Fall war es die Vormieterin. Die Wohnungsübergabe musste rein rechtlich zum letzten des Monats erfolgen. Sie offenbarte mir, sie könne frühestens am ersten des nächsten Monats - obwohl sie ja unbedingt früher raus wollte - und knickte erst ein, als der Hausverwalter sie ebenfalls auf das Datum hinwies.
Zur Wohnungsübergabe musste sie erst einmal putzen, weil sie hatte ja keine Zeit. Und sie hatte sich beim sauber machen ja auch so viel Mühe gegeben, wie sie uns, meinem Freund und mir, versicherte. Ach ja, nichts gegen Männer - sie lehnte sich plötzlich viel zu nah zu uns herüber - aber ihr Vormieter war ja grausam; Haare im Kühlschrank, der Boden verdreckt, ganz schrecklich. Wollt ihr raten? Den Kühlschrank haben wir am nächsten Tag erst einmal vom Schimmel befreit, den Boden gereinigt, so wie Küche und Bad. Ihre Waschmaschine hat sie erst zwei Wochen nach meinem Einzug abgeholt, was im Endeffekt bedeutet, ich konnte nicht waschen. Unter uns, in ihrer Maschine hätte ich nicht waschen wollen, so wie der Kühlschrank aussah.

Sie hatte im Wohnraum einen relativ breiten lila Streifen gestrichen. Da die Wohnung aber weiß übergeben werden muss, hat sie natürlich vorbildlichst geweiselt. Nur den Streifen. Man sieht genau wo sie gestrichen oder ausgebessert hat, denn die Farbe ist heller als das alte weiß.
Die Fensterrahmen waren so verdreckt, dass es schwarzen Staub rieselte, wenn man sie öffnete. Ich will gar nicht erst wissen, was das war und wie lange es war. Jedenfalls hatte ich viel zu tun, bis die paar Quadratmeter von der Vormieterin bereinigt waren.

Später fielen mir dann andere Kleinigkeiten auf. Eine Wand klingt ungewöhnlich hohl beim dagegen Klopfen. Neben dem Telekomanschluss gibt es keine Steckdose, die nächste befindet sich im anderen Raum. Zwei Dinge die mich denken lassen, dass diese Wohnung ursprünglich keine Wohnung war, sondern ein weiterer Raum der Nachbarwohnung. Vielleicht wurde aus Wohnungsnot eine große Wohnung in zwei kleinere unterteilt. Was an sich nicht schlimm ist, wäre es gut durchdacht worden.
Die Küchenzeile befindet sich direkt neben der Eingangstür. Auch nicht so schlimm. Allerdings war jemand so schlau, die Oberschränke der Küche mittig in die Nische zu montieren anstatt in die linke Ecke. Das Problem daran? In der rechten Ecke versteckt sich der Sicherungskasten, der bis auf wenige Zentimeter vom Schrank verdeckt und blockiert wird. Das wäre noch irgendwie verkraftbar, wenn es ein moderner Kasten mit Hebeln wäre, ist es aber nicht. Es sind alte Sicherungen verbaut, die ausgeschraubt werden müssen, um sie auszutauschen. Und die Klappe des Kastens geht natürlich nicht auf. Stattdessen wurde sie herausgebrochen und als Deckplatte einfach wieder eingeklemmt. Nun muss ich alle Sicherungen ausschrauben, um die hinterste tauschen zu können. Ich hoffe das passiert nie.

Spielzeugmuseum am Marienplatz

Die Küche selbst hat kaum Stauraum, keine Schubladen und keinen Ofen. Statt Unterschränken beherbergt sie einen kleinen Kühlschrank, dessen Tiefkühlfach-Klappe ebenfalls kaputt ist, und meine Waschmaschine. Das Besteck lagere ich in einem Holzgefäß, ähnlich wie es mit Bierkrügen in Biergärten üblich ist. Der Zweiplatten-Herd ist so montiert worden, dass die Temperaturregler hinten liegen, sodass ich mich über die dampfenden Töpfe lehnen muss, um zu sehen auf welcher Stufe die Platte eingestellt ist oder ob ich überhaupt in die richtige Richtung drehe. Was mit beschlagender Brille super funktioniert. Außerdem sind die Platten so klein und eng beieinander, dass ich keine zwei Töpfe/Pfannen gleichzeitig auf den Herd bekomme, ohne dass sie überstehen. Die Diskussion ob ich diesen Herd (auf eigene Kosten) austauschen darf, zog sich für meinen Geschmack auch zu lang und umständlich hin. Die Vermieterin nämlich möchte keinen Kontakt zu ihren Mietern, weswegen alles über die Hausverwaltung läuft und somit doppelt eingesehen und weitergesendet und bearbeitet werden muss.

Eine weitere Kuriosität die mir generell in münchner Wohnungen schon häufiger begegnete, sind Teppiche. Hässliche, graue, filzige, kratzige, im besten Fall Industrie-anmutende Teppiche. So einer ist auch in meiner Wohnung verlegt, inklusive zugehöriger Fußleiste aus selbigem Material. Sehr hässlich. Sehr kratzig. Das fand wohl auch einer der Vormieter und legte kurzer Hand eigenständig Steck-Laminat darüber. An sich eine super Idee und es sieht auch deutlich angenehmer und freundlicher aus, als es diese Kratzborsten-Teppiche je könnten. Doch man sieht, dass der oder die Verleger/in ein Laie war. Die Kanten der Panele sind so unsauber ausgefranst, als wären sie mit einem Buttermesser zurechtgeschnitten worden. Zum Glück werden fasst alle Wandstücke von Möbeln verdeckt, sodass ich weder Teppichleisten, noch ausgefranstes Laminat sehen muss.

Vor dem Fenster ist eine Führungsschniene für Gardinen mit Kräuselband montiert. Bei der Suche nach Vorhängen musste ich ersteinmal feststellen, dass es nahezu unmöglich ist, günstige Exemplare mit dieser Technik zu finden. Meist wird Kräuselband anscheinend bei handgefertigten beziehungsweise Vorhängen nach Maß verarbeitet. Stangenware gibt es meist nur mit Ösen oder Schlaufen für Gardinenstangen. Also bestellte ich nach langer langer Suche ein Paar Vorhänge mit Schlaufen und quetschte diese in diese kleinen Plastikteilchen, die in die Schiene eingesetzt werden. Das funktionierte erstaunlich gut. Bis ich feststellen mussten, dass die Schiene voll von kaputten Plastikteilchen war, die alles blockierten. Zwei davon lagen sogar in Gänze quer in der Schiene und kosteten meinen Freund und mich insgesamt mehrere Versuche und etwa zwei Stunden, um sie da herauszubekommen.


Das alles ist Meckern auf hohem Niveau, das ist mir durchaus bewusst. Generell geht es mir aber auch weniger darum, meinen Frust auszulassen oder mich über diese Wohnung zu beschweren. Eigentlich möchte ich nur meine Erlebnisse und Erfahrungen mit der Wohnungssuche und der schließlich gefundenen Wohnung teilen. Auch für diejenigen unter euch, die die erste eigene Wohnung oder die erste Wohnung in München noch vor sich haben. Denn mir sind viele Kleinigkeiten begegnet, mit denen ich so nie gerechnet hätte.
Beim Planen eines Umzugs macht man sich oft schon langer vorher Gedanken über so einige Dinge. Man plant vieles durch, überlegt was man hat, was man braucht, worauf man verzichten kann, wie man was und an welchen Tagen organisiert, wer helfen kann, kalkuliert Kosten, ect pp. Doch vieles bleibt einfach unberechenbar und kommt dann wie's kommt: Mit geballter Faust in die Fresse. Und dann ist man erstmal überwältigt, irritiert, überfordert oder genervt. So oder so ähnlich ging es mir, mit diesen ganzen Kleinigkeiten.



Das Ding mit dem Platz

Wie ich bereits schon erwähnte, hat die Wohnung nur etwa 23qm. Eine ziemliche Umstellung für mich. Noch vor kurzem hatte ich im Elternhaus gut 90qm zur Verfügung. Reichlich Platz um sich auszubreiten, zu bewegen und vorallem unnötiges Zeug anzuhäufen. Also ging es zu allererst einmal ans Ausmisten; was brauche ich, was brauche ich nicht. Doch damit ist es nicht getan. Von diesen 23qm geht ein gutes Stück für Flur aka Küche und Badezimmer drauf. Der Wohnraum selbst hat etwa 17qm, nur geringfügig mehr, als mein Kinderzimmer. Jedoch konnte ich bei meiner Mutter auch das ehemalige Zimmer meines Bruders nutzen und hatte sogar ein Regal im Flur stehen. Möbel die nicht in Gänze in die neue Wohnung passen. Was also mitnehmen, worauf verzichten?
Die größte Entscheidung - allerdings auch eine relativ schnell getroffene - war der Platz neben der Zimmertür. Dort passt entweder mein Kleiderschrank hin oder aber meine Bücherregale. Hier hieß es Prioritäten setzen. Wer mich kennt, ahnt dass die Klamotten eine längere Zeit im Karton leben mussten.
Doch generell ist es nicht einfach einen so kleinen Raum wohnlich und praktisch einzurichten. Ich musste mir Gedanken machen, welche Möbel und Accessoires ich aus Nutzen brauche, um Sachen zu verstauen, Platz für Geschirr und Besteck, Töpfe und Pfannen, Wasserkocher und Toaster zu haben, sitzen, essen und schlafen zu können. Dinge die einfach notwendig sind. Nachdem das zwingend Nötige verplant war, musste der geringe übrige Platz aufgeteilt werden in Dinge, die ich gerne hätte, die mir ein Gefühl von Zuhause und Wohlfühlen geben, darunter eben auch die Entscheidung zwischen Büchern und Klamotten. Aber auch wie viel Platz dem PC zusteht, ob meine Konsolen Platz finden, ob ich mein Sofa unterbringe.
Viele kleine und große Entscheidungen die letztendlich dazu führen, wie eine Wohnung aussieht, wie sie sich anfühlt. Den Kampf um Platz und Nutzen, Zweck und Atmosphäre haben schließlich gewonnen: Mein großes 140x200 Bett, das ohnehin schon viel Raum einnimmt, meine drei Bücherregale samt Manga, Bücher, DVDs, CDs, Spiele und Deko, mein 110x60 kleiner Schreibtisch samt PC (mehr passt ohnehin nicht drauf), mein 140 breites Sofa, sowie zwei kleine Hocker und ein Wäschekorb mit Sitzfunktion meiner Oma.
Mittlerweile wohne ich seit zwei Monaten in dieser Wohnung und habe das Interieur um ein paar Stücke erweitert. Ein schmales aber hohes Kallax Regal von Ikea sowie eine Kommode für meine Kleidung und den Fernseher haben noch Einzug gehalten. Außerdem habe ich vor kurzem mit dem Freund einige Wandregale für Deko und übrig gebliebene DVDs aufgehängt, sowie eine Garderobe, da Kleider und Hemden in der Kommode keinen Platz mehr fanden. Auch eine kleine Schuhbank mit Klappfach auf der man sitzen kann, steht nun hier. Ihr fragt euch, wie das alles auf 17qm passt? Tja. Hat mir auch sonst keiner geglaubt, der es nicht gesehen hat. Tatsächlich habe ich sogar noch Platz, mir einen größeren Schreibtisch zuzulegen, was ich perspektivisch auch vorhabe.


Wenn ich mir im Vergleich zu alledem allerdings die Wohnung ins Gedächtnis rufe, wie sie die Vormieterin eingerichtet hatte, ist es wohl wirklich sehr schwer soetwas umzusetzen. Vielleicht lag es bei ihr auch daran, dass sie nach eigener Aussage ohnehin nicht lange hier wohnen wollte, was sie mit fünf Monaten auch wahr gemacht hatte.
Zur Besichtigung war das Zimmer sehr dunkel und für mein Empfinden ungemütlich. Es hingen lange und dicke schwarze Vorhänge vor dem Fenster, da direkt gegenüber ein weiteres Haus steht und man sich gegenseitig in die Wohnung sehen kann. Etwas das mich nicht stört. Sie allerdings sagte, sie habe die Vorhänge immer zugezogen deswegen. Dadurch war der Raum an sich schon sehr dunkel. Der dunkle lila Streifen an der Wand tat zusammen mit dem klobigen schwarzen Kleiderschrank, dem großen schwarzen Metallbett, einem schwarzen Sofatisch und zwei dunklen Sesseln sein übriges. Ich hätte mir am Tag der Besichtigung niemals träumen lassen, dass ich mich in dieser winzigen Wohnung so wohl fühlen könnte. 
Die Wohnung nachgebaut in Sims 4

Kommentare

  1. Hallo Rhukii,
    erstmal vielen Dank, dass du deine Erfahrungen teilst! Ich kann dir in vielen Punkten nur zustimmen. Natürlich bestimmt Nachfrage den Preis, und die Nachfrage is in München immens. Darüber hinaus gibt es Eigentümer, die ihre Wohnungen als Geldanlage sehen und daraus noch mehr Geld ziehen möchten. Also weitere steigende Preise. Ich finde es sehr interessant zu lessen welchen Schwierigkeiten du bei deiner Suche begegnet bist und wie deine aktuelle Wohnung ist. Ich finde es außerdem sehr stark von dir, wie du nie aufgegeben hast eine Wohnung zu finden und nach erfolgreicher Unterschrift des Mietvertrags an deiner Wohnung gearbeitet hast um sie wohnlicher zu machen (putzen, passende Möbel, neuer Herd,...). Ich hoffe viele verzweifelte Wohnungssucher finden deinen Bericht und finden dabei neuen Mut!

    Liebe Grüße,
    Jemand, der bei der Wohnungssuche in München auch viel kurioses erlebt hat.

    PS: Klasse Sims 4 Simulation!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hey Martin,
      danke für deinen Kommentar :3

      Ich finde in Sachen Wohnraum, sollte Nachfrage dein Preis nicht bestimmen, weil es immernoch etwas essenziell lebensnotwendiges ist.
      Dass andere das hier lesen und ihre Schlüsse daraus ziehen, Mut fassen und Tipps für sich finden, hoffe ich, denn das war meine Hauptintension hinter dem Beitrag.

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