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Mangahighlights 2019
Nischig


Was mir am Mangalesen viel mehr Spaß macht, als es sollte, ist es, Reihe kennenzulernen, noch bevor sie als Anime umgesetzt werden. »To Your Eternity« kriegt im Oktober 2020 ’ne Serie spendiert. Hab ich schon gelesen! »Gleipnir« ist bereits im April dieses Jahres dran. Hab ich auch schon gelesen! Trends frühzeitig erkennen sei wichtig, hieß es immer in den Industrie-Veranstaltungen dieses Landes! Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir in meiner Arbeit als Redaktionsworkaholic hinter Anihabara.de noch nichts gebracht hätte! Meine drei Manga-Highlights aus diesem Jahr haben jedenfalls genau solche Trends befeuert. Viel Spaß damit!




Wer bist du zur blauen Stunde?

»Wer bist du zur blauen Stunde?« ist einer der Manga-Reihen, die ich nach dem Mini-Boom ausgelöst durch Yuri-Serien wie »Bloom into You!«, »Kase-san and Morning Glories« (am 25. Februar 2020 in der Kazé Anime Night) und »Adachi & Shimamura« (2020 im japanischen TV) als heißen Kandidat für eine Anime-Umsetzung sehen würde – wäre die Reihe nicht schon in 5 Bänden abgeschlossen. Keine Frage: 5 Bände reichen als Material für eine Staffel, aber reicht das wirtschaftliche Interesse des japanischen Verlags dahinter? Auch wenn die animierte Form ein Traum bleibt, lege ich die Reihe dennoch JEDEM sehr ans Herz.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Tasuku Kaname, der ein großes Geheimnis vor seinen Klassenkameraden hütet. Er ist schwul. Gerade frisch nach Onomichi gezogen, sucht er eigentlich nur Anschluss, als in der Schule das Gerücht rumgeht, dass er homosexuell sei. Scheinbar am Tiefpunkt seines Lebens angekommen und bereit sich von einer Anhöhe zu stürzen, fällt sein Blick auf eine junge Frau, die aus dem Fenster eines Hauses spring … oder besser gleitet. Geschockt rennt er zu dem Haus … und trifft die junge Frau wieder – unverletzt! Sie eröffnet ihm, dass dies die Lounge sei, ein Treffpunkt für Gleichgesinnte.

Mangaka Yuhki Kamatani hat als genderfluider Mangaka ein unheimliches Talent sich in die Gefühlswelten der LGBTQ+ hineinzudenken, weshalb »Wer bist du zur blauen Stunde?« Themen, die übrigens Normalos wie mich genauso plagen, mit so einer emotionalen Intelligenz behandelt, dass man ganz automatisch anfängt, sich sehr tief in die vielschichtigen Charaktere hineinzudenken. Anschluss finden, Zurückstecken müssen, wie sage ich es meinem Gegenüber am besten? Teil des Charmes rührt aber auf jeden Fall aus Kamatanis Symbolsprache.

bisher 3 von 4 Bände erschienen, seit Juli 2019, 10.00€



Monster


Alle paar Dutzend Jahre scheint ein guter Zeitpunkt gekommen zu sein, um die Klassiker der letzten Dekaden neu aufzulegen. Neue Generationen an Mangafans wachsen heran. Tatsächlich verriet Britta Hellwig im Rahmen der Connichi 2019: „Gerade bei Naruto Massiv merken wir, dass wir es mit einer Gruppe neuer Anime- und Manga-Fans zu tun haben“. Massiv gefiel mir 2019 aber eine andere Neuauflage …

Die Reihe »Monster« dreht sich um Kenzo Tenma. Er praktiziert als Neurochirurg an der fiktiven Eisler-Klinik im Düsseldorf des Jahres 1986 – meiner Heimatstadt – und hat eine strahlende Zukunft vor sich – Ghostwriting für den Klinikpräsidenten sei Dank. Sogar mit seiner Tochter ist er verlobt. Doch eine

Entscheidung kostet ihn alles. Als er vor der Wahl steht das Leben eines Jungen oder das des Bürgermeisters zu retten kocht seine angestaute Wut über die Vetternwirtschaft am Krankenhauses über und er beginnt in stillem Widerstand mit der OP des Jungen entgegen jeglicher Anweisungen. Ein Entschluss, den er bereuen wird, als seine Vorgesetzten brutal ermordet das Zeitliche segnen.

Naoki Urasawa ist ein Meister seines Fachs: ein Pionier, was mehrsträngige Erzählungen angeht. Seine Nebenfiguren sind greifbar genug, dass für Teile der Geschichte selbst als Hauptcharakter dienen. Nur aus einem Blickwinkel wird die Geschichte nie erzählt: der von Johann Liebert, dem Monster. Das macht ihn als Antagonisten total spannend. Jede beantwortete Frage, wirft neue auf – so entwickelt sich ein packendes Katz-und-Maus-Spiel. Noch dazu ist es beeindruckend, wie sehr sich Urasawa in das Deutschland der 80er Jahre nur durch Dokumentationen hineindenken kann. Türkische Communitys, DDR-Kinderheime – alles wirkt, als hätte es sich tatsächlich so zugetragen.

bisher 2 von 9 Doppelbänden erschienen, seit August 2019, 20.00 €



Beastars

Paru Itagaki ist schon ein verrückter Vogel – und das sag ich sicher nicht, weil die 26-jährige Mangaka sich mit einer Hühnermaske in der Öffentlichkeit zeigt. Sie gehört zu dieser jungen Generation Mangaka, die sich nicht zu schade ist, gesellschaftliche Probleme in ihren Werken anzusprechen – wenn auch nur als Fabel. Sie ist die Tochter von »Baki«-Zeichner Keisuke Itagaki und sicher würde der ein oder andere die Kämpfer aus »Baki« auch als Tiere bezeichnen, aber darum geht es nicht. Vielleicht sind es einfach die großen Gefühle und Gedankengänge von Grauwolf Legoshi, wegen denen »Beastars« heute mein Manga Nr. 3 ist?

Legoshi hat eine zarte Seite an sich. Trotz furchterregenden Aussehens ist er daher ganz glücklich, dass Pflanzenfresser und Fleischfresser in friedlicher Koexistenz leben. Ganz so friedlich scheinen die Zeiten allerdings nicht zu sein, als an der Cherryton-Akademie Alpaka Tem eines Nachts gerissen wird. Natürlich verdächtigen die Pflanzenfresser der Theater-AG, in der er für das Licht zuständig ist, erst mal ihn. Dabei kann er keiner Fliege, geschweige denn einem Alpaka, etwas zu Leibe tun. Und das Skurrile: Wenige Tage später redet über den Mordfall keiner mehr, als sich der junge Wolf zu allem Übel auch noch in Zwergkaninchen Haru verliebt.

»Beastars« ist eine japanische Manga-Fabel durch und durch. Wo zieht man auch die Grenze, wenn ein anthropomorpher Rothirsch, dessen Tierart in unserer Welt als besonders aggressiv gilt, solange sie noch nicht ihre Geweihe abgeworfen haben, nach Macht strebt? Der Manga nimmt sich viel Zeit zur Etablierung seiner Charaktere und das zahlt sich spätestens dann aus, wenn Legoshis Erkenntnisse im Zuge des Ringens zwischen Instinkten und Verstand, andere Tiere glaubhaft zum Umdenken bewegt wie Zwergkaninchen Haru, die wesentlich mehr von einem Fleischfresser hat als Legoshi.

bisher 3 von derzeit 16 Bände erschienen, seit Oktober 2019, 7.50€

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Wer bin ich? Hallo ihr Lieben, ich bin Olga-chan! Ich bin 24 Jahre alt und beschäftige mich jetzt seit 8 Jahren mit Anime und Manga. Aktiv bin ich auf Twitter und Instagram unter dem Namen @speckolga. Durch einen Animerewatch alter Klassiker wie Sailor Moon oder Detektiv Conan habe ich auch Mangas für mich entdeckt. Meinen ersten Manga habe ich damals in der Bibliothek ausgeliehen: Fruits Basket. Seitdem bin ich nicht mehr zu stoppen und meine Sammlung hat sich auf über 1.500 Exemplare ausgeweitet. Angefangen habe ich zwar mit romantischen Mangas, doch mittlerweile lese ich eigentlich alle Genres und möchte euch daher heute eine bunte Mischung meiner Highlights zeigen. 2019 gab es für mich wirklich viele Highlights, darum habe ich sogar drei verschiedene Wege genutzt, diese zu präsentieren: Auf meinem Instagram Account findet ihr meine Highlights, die ich im Thalia Rostock aufstellen durfte, außerdem habe ich beim Jahreshighlights-Podcast von anihabara.de mitgemacht und nun d

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