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Welcome to the 'End of the World'-Party

Review zu Life is Strange Episode 4

Achtung Warnung! Dieser Text enthält (natürlich) wie seine Vorgänger massive Spoiler zur Handlung des Spiels. Außerdem enthält er so viele Screenshots, dass es fast schon nerven könnte, aber nur fast. Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

Selten fiel es mir so leicht, das passende Bild für einen Artikel zu finden, wie dieses Mal. Life is Strange Episode 4 ist durchzogen von so vielen erdrückenden Gefühlen, dass es einem schwer fällt, diese zu verarbeiten. Und doch wusste ich bereits beim Spielen, dass dieser eine Shot die komplette Episode perfekt zusammenfasst, denn genauso fühlen wir uns während dem Spielen, jede verdammte Sekunde.
Verzweiflung, Hass, Wut, Angst und Trauer. All das durchleben wir, durchlebt Max und besonders Chloe. Gerade hier verdeutlicht sich noch einmal, wie unheimlich - und das ist tatsächlich unheimlich - gut die Entwickler es geschafft haben, uns als Spieler das fühlen zu lassen, was die Protagonisten erleben. Wäre diese Spiel ein VR Titel, fiele es uns vielleicht sogar schwer, ihn von der Realität zu unterscheiden.

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Zu Beginn der Episode führen wir das gleiche unangenehme Gespräch mit Chloe, das wir bereits zu Beginn des Spiels führten, doch es ist nicht das selbe. Max hat Chloe Briefe geschrieben und Fotos geschickt und doch war es nicht genug. Die Schuldgefühle sind da, doch sie sind anders.
Auch diesmal waren wir nicht für unsere beste Freundin da, als wir mit unseren Eltern umziehen mussten. Doch diesmal hätte sie uns auf eine ganz andere Art und Weise gebraucht. Doch nicht nur das. Wir haben zwar William gerettet, nur zu welchem Preis? Hatten wir das Recht dazu?

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Review zu Life is Strange Episode 4 Wir verbringen den Tag mit Chloe, verbringen die Nacht mit Chloe, sehen uns einen Film mit ihr an und wachen irgendwann total erschöpft neben ihrem Bett wieder auf. Sie scheint glücklich. Vor allem glücklich Max zu sehen. Doch auch als Familie scheinen sie, der Situation entsprechend glücklich zu sein. Zumindest geben sie sich die größte Mühe damit.
Doch allein finanziell gesehen, ist das nicht einfach. Auch ohne die dutzenden von Rechnungen im Haus verstreut zu finden, können wir uns allein anhand von Chloes Zimmer denken, wie teuer ihre Behandlung sein muss und wie sehr die Familie all das belastet.
Gerade weil wir wissen, dass wir der Auslöser für all das sind, tut es uns noch viel mehr leid. Doch was hätten wir tun können? Nicht nur dass das Spiel uns keine andere Wahl ließ, als William zu retten, die meisten von uns hätten es womöglich ohnehin getan. Haben wir nun das Recht, über das Resultat zu urteilen?

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Durch das Haus der Price zu laufen, wie Max es als Kind tat, wie wir es noch kurzem taten, stimmt uns diesmal eher traurig. Es tut weh, William über dem Stapel an Rechnungen zu sehen, verzweifelt und doch hoffnungsvoll, obwohl wir im Grunde froh sind, dass er überhaupt dort sitzen kann. Es tut weh, mit Joyce über all die Schwierigkeiten zu sprechen, von ihrem Job unter den Prescotts zu hören und ihr Leid zu spüren. Und es tut weh, in Chloes altes Zimmer zu schreiten, es fast vollkommen leer
und ohne jede rebellische punkige Spur Chloes an den Wänden vorzufinden. Es tut weh, dass all diese Erinnerungen nun nur noch Erinnerungen sein sollen, dass all das fort ist.

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Review zu Life is Strange Episode 4 Um so erleichternder ist es da, als wir wieder zurück sind. Wenigstens ein bisschen. Oder vielleicht auch gar nicht. Nachdem unsere beste Freundin uns bat, ihr ohnehin dahinraffendes Leben für sie zu beenden, weil sie selbst keine Entscheidungen mehr treffen konnte, beschlossen wir, ihr anderweitig helfen zu müssen. Ein Griff nach jenem Foto, das wir bereits schon einmal betrachteten, brachte uns in die missliche Lage, William in seinen Tod fahren zu lassen, endgültig.
Und wir wachen auf. In Chloes Zimmer.

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Review zu Life is Strange Episode 4Mit diesem Moment beginnt jedoch erst die eigentliche Tortur. Max und Chloe sind mitten in den Untersuchungen ihres selbsternannten Kriminalfalles, suchen noch immer nach allen nötigen Beweisen und Hinweisen zu Rachels Aufenthaltsort und Kates Mobbingaffäre. Dabei dürfen wir ihnen nun aktiv helfen.
An dieser Stelle artet das Spiel ein wenig in Hobbydetektivarbeit aus, macht das jedoch erstaunlich gut. Es macht unerwartet sogar ziemlich Spaß, all die Hinweise zu sortieren und aus ihnen schlau zu werden. Anders als in anderen Spielen sind diese sogar schlüssig und mit ein wenig Nachdenken lösbar, ohne dummes Rumprobieren und Hoffen, dass es passt.

Kurz darauf erfähren wir die einzigen zwei Momente der gesamten Episode, die uns hoffen lassen, uns einen Funken Wohlgefühl schenken. Jedoch nur für den Augenblick und der weilt nur kurz.
Zuerst besuchen wir Kate im Krankenhaus und dürfen sehen, wie gut sie sich erholt - vorausgesetzt wir konnten sie im vorhergehenden Spielverlauf retten. Sie ist wieder voller Hoffnung und freut sich, eine Chance bekommen zu haben, vor allem aber in Max eine so gute Freundin zu wissen. Selbst die anderen Studenten von Blackwell besuchen sie, bringen Blumen und schicken Karten - selbst Victoria.
Der andere Moment ereignet sich im Jungenwohnheim, nachdem wir in für Informationen in Nathans Zimmer eingebrochen waren. Er erwischt uns auf dem Weg nach draußen und will uns angreifen. Todesmutig jedoch stürzt sich Warren erneut dazwischen, wohl auch für seine Rache. Hier stehen wir vor der zweiten Entscheidung im Spiel: Warren aufhalten oder machen lassen. Ohne groß nachzudenken, ließ ich ihn machen und durfte/musste mitansehen, wie er Nathan verprügelt, bis dieser zu weinen beginnt. Und ganz unter uns, ganz ehrlich, nach allem was wir bisher über diesen Kerl erfahren haben und was wir mitmachen mussten, ist das einfach nur eine Freude. Wie verwerflich sie auch sein mag.

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Review zu Life is Strange Episode 4Review zu Life is Strange Episode 4 Die gesamelten und sortierten Informationen führen uns zu einer alten Scheune, die den Prescotts gehört. Der reichen und einflussreichen Familie so gar nicht gerecht werdend, erweist sich die als heruntergekommenes und baufälliges Loch, das zwar verschlossen ist, jedoch an den Wänden nur durch Bleche vor Wind und Wetter geschützt. Warum besitzen die Prescotts so etwas und was hat dieser Ort mit Rachel Amber und Kate Marsh zu tun?
Auf der Suche nach weiteren Beweisen stoßen wir stattdessen auf einen doppelt gesicherten Schutzbunker, der sich als mehr als gruselig erweist. Abartige sadistische Bilder an den Wänden, die sich wohl Kunst schimpfen wollen - und auch schon Nathans Zimmer schmückten - und ein minimalistisches Fotostudio. Der Raum ist kalt und ungemütlich, überhaupt nicht einladend und an Wohlfühlen ist dort erst gar nicht zu denken. Erst Recht nicht nachdem man die Ordner der Opfer findet. Rachel und Kate sind nur zwei unter vielen und ein leerer Ordner mit Victorias Namen spricht Bände.

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Wir wussten schon immer, dass man Nathan nicht trauen kann, dass er labil und unberechenbar ist und noch dazu gefährlich, doch das. Was hat der Kerl vor? Warum hat er gut 20 Ordner voll von abartigen Fotografien gefesselter und unter Drogen gesetzter Mädchen? Wie krank muss dieser Mensch sein?
Jede Sekunde in diesem Bunker wird zur Qual. Die Luft wirkt erdrückend. Die Wände wie eine Zelle aus der es kein Entrinnen gibt. Die Fotowand wie eine Folterstätte. Nun macht auch das Panzertape Sinn, das wir noch kurz zuvor fanden.
Als Chloe ein Bild findet, dass Rachel in einer Grube auf dem Schrottplatz zeigt, völlig weggetreten, zusammen mit einem anderen Mädchen, rastet sie vollkommen aus. Sie ist in Panik. Das kann nicht sein! Rachel ist ein Model. Sie hat dafür posiert, hat es für Geld getan!

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Doch die Fahrt zum Schrottplatz verrät etwas anderes. Spätestens ab diesem Moment verlieren wir vollends den Glauben an die Welt, an das Leben und vor allem an die Gerechtigkeit. Warum hält niemand diesen Prescott auf? Warum wurde er nicht aufgehalten? Warum wurde zugelassen, dass er all diese schrecklichen Dinge tun konnte? Warum hat er Chloe das einzige genommen, das sie noch hatte? Rachel.

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Das ist der perfekte Moment für den Cut, das Ende der Episode. Dachte ich. Doch der wahrlich perfekte Moment sollte ein anderer sein. Denn wenig später finden wir uns auf dem Blackwell Academy Campus wieder. Vor den Toren der Vortex Club Party, die unter dem passenden Motto "Das Ende der Welt" läuft. Wenn die anderen nur wüssten, wie sehr das zutrifft.
Für Chloe jedenfalls ist eines gewiss: Sie will Rache. Die Pistole im Anschlag betritt sie Party auf der Suche nach Nathan Prescott und wir straight hinterher. Doch weder Chloe noch Nathan sind in Sicht, also fragen wir uns durch die betrunkenen und bekifften Partymassen. Erst als wir mit Victoria reden, erfahren wir, dass Nathan nicht auf der Party ist.

An dieser Stelle möchte ich anmerken wie unglaublich gut die atmosphärische Umsetzung mancher Szenen ist. Die Party ist komplett in rotem Scheinwerferlicht und Flashlight-Effekten gehalten und unterstreicht damit sogar noch den Absturzfaktor. Denn neben vergnügt tanzenden Studenten im Pool und auf den Tischen, finden wir besonders das auf solchen Partys oft vorherrschende Bild wieder. Komplett zugedröhnte Leute, die ihre Umgebung kaum mehr wahrnehmen, Alkoholleichen und rummachende Pärchen.
Doch auch die musikalische Untermalung ist verdammt gut getroffen. Life is Strange hat ohnehin einen atemberaubenden Soundtrack - wenn man diese Art Musik mag -, doch diesmal haben sich die Entwickler selbst übertroffen. Der DJ der auf der Party auflegt, spielt überzeugende und vorallem gute Partytracks, die tatsächlich in einem Club laufen könnten. Die Atmosphäre in Nathans Zimmer war düster und bedrückend und von einer melanchlisch-bedrohlichen Musik geführt, was enormen Gänsehautfaktor verursachte. Und auch die Stimmung im Schutzbunker war gestützt durch entsprechende Klänge.

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Kurz darauf erhalten wir eine verdächtige Nachricht, die besagt, dass nach heute Nacht keine Beweise mehr übrig sein werden. Das kann nur eines bedeuten. Bevor wir die Trübsinn geschwängerte Luft der Party jedoch verlassen können, laufen wir Mister Jefferson in die Arme. Der quatscht uns eine unerträglich lange Zeit lang zu, obwohl wir es eigentlich eilig haben, Nathan davon abzuhalten, die Leiche verschwinden zu lassen. Er vermittelt Max erneut aufs abertausenste Mal sein Bedauern, dass sie keine Foto zum Wettbewerb eingereicht und macht sich dann endlich auf, den Gewinner zu verkünden und wir eilen zum Schrottplatz. Ob das jedoch gut ist...

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Review zu Life is Strange Episode 4 Review/Rezension zu Life is Strange Episode 4

Kommentare

  1. Ich möchte jetzt schon wissen wie du das Ende finden wirst...hoffentlich dauert das nicht zu lange.Ich bin seit einer Weile fertig mit dem Letsplay und mag es hier auch deine Meinung zu lesen.
    Vielen Dank für all die tollen Rezensionen bisher.

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    Antworten
    1. Und wie hat dir das Spiel gefallen?
      Schau ruhig hin und wieder mal ans Ende des Blogs, da steht eine Liste mit den nächsten geplanten Beiträgen! Life is Strange Episode 5 geht Anfang Januar online.
      Es freut mich riesig, dass dir meine Rezensionen gefallen! Danke für die vielen lieben Kommentare.

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  2. Kein Problem. :D Ich hätte eine Frage bezüglich der Umfrage, nachdem ich abgestimmt hatte, stand da, dass bisher 1 abgestimmt hat.Das für was ich gestimmt habe, hat aber 0 Prozent.

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    1. Vielleicht wurde es dir fehlerhaft angezeigt. Ich sehe jedenfalls alle Abstimmungen ;D

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