Seit Juni diesen Jahres erscheint im Hause Tokyopop die Neuauflage des Klassikers Confidential Confessions den der Verlag hierzulande erstmals 2004 herausgab. Damals in acht Einzelbänden erschienen, wird er heute in 4 Sammelbänden samt ShocoCard veröffentlicht. Passend zu jüngsten Ereignissen meines eigenen Lebens und dem glücklichen Gebrauchterwerb der Erstauflage vor einiger Zeit, konnte ich die Reihe auslesen und mir ein eigenes Bild dazu machen.
Achtung Triggerwarnung! Confindential Confessions behandelt hochsensible Themen und stellt im Rahmen derer unter anderem Umstände von Suizid, Drogeneinfluss, Prostitution, Vergewaltigung und Missbrauch dar. Für sensible Leser ist ein Weiterlesen nur unter Vorbehalt empfohlen.
Die Handlung dieser Reihe ist nicht mit einem kurzen Absatz zusammenzufassen und auch nicht in wenigen Worten erklärt. Confidential Confessions behandelt genau das, was der Titel bereits suggeriert: Mutige Geständnisse. Und so umfasst die gesamte Reihe eine Vielzahl an Kurzgeschichten und Momentaufnahmen zu besonders sensiblen Themen, generell aus der Sicht junger Mädchen im Mittel- oder Highschool Alter.
Dabei werden gesellschaftliche Tabuthemen und Probleme weder geschöhnt noch zensiert. Die Standpunkte der Protagonistinnen mögen stellenweise naiv und ultimativ wirken, was unter Umständen der eigenen Sichtweise der Mangaka geschuldet sein könnte. Das ist jedoch gar nicht weiter schlimm, denn besagte Mädchen sind in diesen Darstellungen etwa zwischen 14-17 Jahre alt, eine Zeit in der man manche Themen durchaus naiv betrachtet und gewichtet.
Der Griff zu diesem Manga sollte unter gewissen Umständen wohl überlegt sein, denn die Themen sind nicht ohne. Es handelt sich um eindeutige Triggerthemen, die nicht geschöhnt oder verharmlost wurden. Explizite Darstellungen und toxische Gedankengänge sowie Äußerungen und missbräuchliche oder klar gewaltätige Handlungen werden - wenn auch nicht ins kleinste Detail - gezeigt und vermittelt. Personen die eigene Erfahrungen oder Erlebnisse durch Bekannte mit diesen Themen haben und/oder hatten, könnten auf die ein oder andere Geschichte sensibel reagieren.
Durch persönliche Erlebnisse zähle ich zu eben diesem Personenkreis und obwohl ich mittlerweile recht abgestumpft bin, gab es auch für mich zwei Geschichten in dieser Sammlung, die hart an meinen Nerven kratzten.
Zum Einen die Auftaktstory einer jungen Schülerin die absolut keine Freude im Leben finden kann. In der Schule hat sie keine wirklichen Freunde, ist eher ein zweckmäßiges Anhängsel, Zuhause missverstanden und bestraft, fühlt sie sich einsam und sucht vergebens den Sinn in ihrem Leben. Als sie eine gleichgesinnte Leidensgenossin kennenlernt, erfährt sie, was es heißt sich selbst zu verletzen und wie es sich anfühlt. Sie schwebt in einem Gefühl von Hilflosigkeit mit dem einzigen Ausweg sich selbst Schmerzen zuzufügen und sinniert über den perfekten Weg, Selbstmord zu begehen.
Die Lage in der diese Protagonistin sich sieht, kenne ich leider aus meiner eigenen Schulzeit nur zu gut und auch der Wunsch den Qualen und der Sinnlosigkeit ein Ende zu bereiten, ist mir nicht gänzlich fremd. Umso mehr berührte und schmerzte es mich, diese Geschichte mitzuerleben.
Zu meinem Leidwesen enthält Confidential Confessions auch zwei Geschichten über jeweils sexuellen Missbrauch von Lehrern und tatsächlicher Vergewaltigung. Gerade letztere nahm mich ungemein mit, nicht zuletzt weil ich selbst nach fünf Monaten noch immer an Flashbacks und damit verbundenen Panikgefühlen leide. Dennoch wollte ich diesen Abschnitt bis zum Ende lesen.
Hierin geht es wieder um eine Schülerin, die diesmal auf dem sonst sicheren Nachhauseweg in eine Gasse gezerrt und von mehreren Männern vergewaltigt und dabei photographiert wird. Der Vorfall selbst wird hierbei jedoch kaum thematisiert. Im Fokus der Darstellung steht ihr Umgang mit diesem Erlebnis, ihre Angst, ihre Verzweiflung, ihre Wahnvorstellungen und Flashbacks, die es dem Mädchen nahezu unmöglich machen den Alltag weiter zu bestreiten. Und das ist mit Verlaub nicht abwegig.
Das alles mag in erster Linie abschreckend und hauptsächlich negativ klingen, doch tatsächlich ist genau das die Stärke der Reihe - vorausgesetzt man kann mit der Thematik umgehen. Die einzelnen Fälle sind - soweit ich das anhand eigener Erlebnisse beurteilen kann - sehr gefühlsnah und realistisch erzählt. Sie spiegeln Ängste und Verzweiflung einer Person in (physisch oder psychisch) lebensbedrohlichen Situationen wieder, die ich für mich sprechend gut nachvollziehen und bestätigen kann. Dementsprechend bringen die einzelnen Kurzgeschichten Notstände, die gesellschaftlich wenig anerkannt oder schwer nachvollziehbar sind, näher.
Gerade in der heutigen Zeit in der immer mehr Verständnis aufgebracht werden möchte, doch gerade psychische Probleme und Erkrankungen noch immer belächelt werden, ist es wichtig über eben jene Themen zu sprechen, sie aus mehreren Perspektiven zu betrachten und mit Betroffenen zu kommunizieren. Ja fiktive Figuren sind keine zuverlässigen Betroffenen und führen erst recht keinen Dialog, doch sie sind ein Schritt in die richtige Richtung, wenn sie realitätsnah erzählt sind.
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